Nicht intermittierend

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Sally Rooneys neuster Roman ist zur Abwechslung keine Geschichte über Freunde - sondern Geschwister. Der charismatische Anwalt Peter ist mehr als ein Jahrzehnt älter als Ivan, der wiederum ein junges Schachgenie ist. Peter erscheint von außen betrachtet glatt, ein erfolgreicher Anwalt, der auf andere herabschaut. Ivan im Gegensatz dazu ist sozial unbeholfen, und eckt damit oft an, aber auch nachdenklich und weise.

Intemezzo als Geschichte handelt auch von Trauer, und den unterschiedlichen, teils polarisierenden Arten, auf die beide Brüder mit dieser Empfindung umgehen. Ivan verliert die Freude am Schachspiel, ihm fehlt plötzlich der Antrieb, und Peter ertränkt seinen Kummer, und divergiert zwischen Frauen aus der Vergangenheit und Gegenwart hin und her.

Die beiden Männer sind komplex gezeichnet, geschaffen von einer Autorin, die unwahrscheinlich gut darin ist, uns als Lesenden den Weg in eine innere Tiefe zu zeigen, die gleichzeitig sensibel und abgründig ist.

Auch weibliche Charaktere sind für die Erzählung entscheidend. Sie sehen sich Gefühlen wie Liebe und Verwirrung dargestellt, und all diese Emotionen wirken ehrlich und wahrhaftig. Die Frauen in "Intermezzo" haben mir oft noch besser gefallen, als die im Zentrum der Erzählung stehenden Brüder.

Dass Sally Rooney tiefe, lange und intensive innere Monologe verfassen kann, hat sie schon in ihren Vorgänger-Romanen bewiesen. Ihre Darstellung von Liebe, Trauer und Verzweiflung ist greifbar und echt. Das Buch zwingt sein Publikum sich mit sich selbst und den ganz großen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.

Das Ende war spannend und wenig vorhersehbar. Definitiv ein Showstopper.

Intermezzo ist schwer mit „Normale Menschen“ zu vergleichen. Die Bücher sind zu unterschiedlich, sie sind wahrscheinlich auch nicht dazu gedacht, nebeneinander gestellt. Was aber für beide zutrifft, ist dass sie mich in ihren Bann gezogen haben. "Schöne Welt, wo bist du?" bleibt allerdings weiter mein Lieblings Rooney.