Schwieriger Einstieg, aber trotzdem überzeugend

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Ich gebe zu, während alle anderen schon begeistert waren, hat es bei mir lange gedauert, bis ich in das Buch hineingefunden habe. Bis zum Ende bin ich mit Peters Perspektive nicht wirklich warm geworden, auch wenn gerade der Schreibstil ein Aspekt ist, der mir eigentlich gefallen hat: Wie er sich mit den unterschiedlichen Figuren verändert und auf ihre jeweilige Persönlichkeit abgestimmt ist.

Besonders deutlich wird das in den Protagonisten Peter und Ivan. Die Brüder sind nicht nur durch einen Altersunterschied von zehn Jahren getrennt, sondern auch durch völlig unterschiedliche Lebenswege. Peter, der als charismatischer Anwalt arbeitet, aber durch Desillusion gekennzeichnet ist und Ivan, ein eher wortkarges Schachgenie, dass an die Erfolge aus der Jugend nicht mehr anknüpfen kann und nun für Unternehmen Datenanalysen durchführt. Als ihr Vater stirbt werden beide mit der Vergangenheit konfrontiert und müssen ihre Beziehung zueinander neu ordnen.

Mir fiel es schwer in das Geschehen einzufinden, da man direkt in die Handlung hineingeworfen wird und erst im Laufe des Buches immer mehr Zusammenhänge versteht. Zum Glück habe nicht nur ich mich so gefühlt, sondern auch die Charaktere im Buch: “Wieder war Margaret auf unbestimmte Weise verwirrt, so als ginge die Geschichte nicht richtig auf, als hätte jemand wichtige Details weggelassen.” (S.277) So ging es mir nämlich das ganze Buch über – aber irgendwie auf eine gute Art. Denn so hat sich doch eine gewisse Spannung etabliert.

Wie immer erzählt Rooney in ihrem melancholischen, nüchternen Ton, der unausgesprochene Emotionen in feinen sprachlichen Nuancen durchscheinen lässt. Im Gegensatz zu ihren anderen Büchern habe ich hier jedoch nicht diese magische Spannung gespürt, die durch das Ungesagte entsteht. Stattdessen habe mir andauernd gewünscht, dass die Charaktere endlich anfangen vernünftig miteinander zu kommunizieren.

Auch wenn „Normal People“ und „Conversations with Friends“ für mich nicht vom Thron gestoßen werden konnten und “Intermezzo” mich nicht so sehr begeistern konnte wie diesen beiden Werke, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich auch Wochen nach dem Lesen noch über bestimmte Szenen und Passagen nachdenke.

Trotz einiger negativer Aspekte gab es vieles, das mir gefallen hat: Die Perspektive männlicher Protagonisten, neue Dynamiken und die Schachthematik. Außerdem finden sich auf den Seiten einige wirklich schöne und bedeutsame Sätze. Deshalb würde ich das Buch dennoch allen empfehlen, die Rooneys bisherige Werke schätzen.