Wunderschöne Geschichte über Liebe, Familie und Trauer

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alina_liest07 Avatar

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Peter ist ein erfolgreicher, 32-jähriger Anwalt, von außen scheint sein Leben in Dublin geordnet. Doch nicht nur seine Beziehungen zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen auch seine Schlafprobleme geraten immer mehr außer Kontrolle.
Sein wesentlich jüngerer Bruder Ivan hingegen war schon immer eher ein sozialer Außenseiter. Bei einem Schachtunier trifft auch er eine Frau, die sein Leben verändern wird.
Auf den ersten Blick scheinen die Brüder und ihre Leben nicht viel gemein zu haben. Daran ändert auch der Tod ihres Vaters zunächst scheinbar nichts – im Gegenteil….

In „Intermezzo“ erzählt Sally Rooney die Geschichte zweier entfremdeter und trauernde Brüder. Dabei gibt es insgesamt drei Perspektiven und so tauchen wir ab in die Gedanken- und Gefühlswelt von Peter, Ivan und Margaret. Und während die unterschiedlichen Perspektiven nahtlos in einander greifen, hat doch jede Person ihre ganz eigene Stimme und Ton – dies ist wirklich großartig geschrieben von Rooney.

Wie von der Autorin gewohnt, liegt der Fokus auf den Charakteren und ihren Entwicklungen. Dabei gibt Rooney einem das Gefühl, die Charaktere wirklich zu kennen und zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind, warum sie so handeln, wie sie handeln. Selbst wenn die Figuren sich teils zweifelhaft verhalten, habe ich selbst in ihren tiefsten Tiefpunkten mit ihnen mitgefühlt und gefiebert Die Autorin ist eine echte Meisterin darin, ambivalente aber zutiefst menschliche Figuren zu zeichnen und uns in ihren Bann zu ziehen.

Der Text ist durch das Fehlen von Anführungszeichen und teils langen Monologen und Dialogen durchaus anspruchsvoll – aber es lohnt sich unbedingt sich darauf einzulassen denn man wird mit großartigen Dialogen voller Feinheiten und Zwischentönen belohnt.
Gesellschaftspolitische Themen und Töne, wie von Rooneys‘ bisherigen Romanen gewohnt, werden ebenfalls angeschlagen wie z.B. die Wohnungskrise in Dublin oder Machtdynamiken und wirtschaftliche Realtäten in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Fazit: „Intermezzo“ hat mich komplett in seinen Bann gezogen – eine wunderschöne und berührende Geschichte über Familie, Trauer, Beziehungen und die flüchtigen Momente, die das Leben ausmachen. Ihr bisher bestes Buch!