Zwischenmenschliche Beziehungen

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Sally Rooney erzählt uns die Geschichte von Ivan, Anfang 20, und Peter, Anfang 30. Die beiden sind Brüder, die kürzlich ihren Vater verloren haben, der an Krebs starb. Beide haben ihre eigenen Leben und könnten unterschiedlicher nicht sein. Peter lebt in Dublin, ist Anwalt, erfolgreich, beliebt, hat Freunde, ein gutes Netzwerk und gleich zwei Frauen in seinem Leben, die ihm viel bedeuten. Ivan hat gerade sein Studium abgeschlossen und arbeitet als selbstständiger Datenanalyst und gibt Schachunterricht. Er ist ein sehr guter Schachspieler, spielt Turniere und wird von Schachclubs zu Wettkämpfen eingeladen. Bei einem dieser Wettkämpfe lernt Ivan Margaret kennen, eine getrenntlebende Frau Mitte 30 und die beiden verlieben sich.
Das Buch hat einen sehr reduzierten Plott, der eigentlich nebensächlich ist. Im Vordergrund stehen die Charaktere, die Sally Rooney aufs Papier gebracht hat. Sie seziert die Charaktere bis ins kleinste Detail und gibt uns Schicht für Schicht Einblick in die Gedanken und Gefühle von Ivan, Peter und Margaret. Dadurch entstehen sehr komplexe, reale Personen mit Fehlern, Ecken und Kanten, die absolut real wirken. Ihre Art die Beziehung zwischen Peter und Ivan darzustellen hat mich tief beeindruckt.
Anfangs war der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, weil zum Beispiel die Anführungszeichen am Beginn der wörtlichen Rede nicht gesetzt werden und Sally Rooney teilweise unvollständige Sätze schreibt. Aber nach ein paar Seiten war das kein Problem mehr. Im Gegenteil fand ich das diese unfertigen Sätze, die eben nicht perfekt sind, sehr gut zu den Protogonisten passen, die eben auch alles andere als perfekt sind.
Eine absolute Empfehlung für dieses Buch.