Ein Sommer in der Wende

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Es ist Sommer 1990, ein kleines Dorf in Thüringen, kurz nach der Wende. Maria ist sechzehn und gerade zu ihrem Freund Johannes auf den Hof dessen Familie gezogen. Statt zur Schule zu gehen, hilft sie lieber auf dem Hof oder liest. Johannes, der gerade sein Abitur gemacht hat, beschäftigt sich viel mit Kunst und Fotografie und will nach Leipzig gehen, um zu Studieren. Alles, was noch vor einem Jahr unmöglich erschien, steht den beiden nun offen.  Doch da lernt Maria den 40-jährigen Henner vom Nachbarhof kennen und fühlt sich zu ihm hingezogen. Die beiden beginnen ein Verhältnis: getrieben von ihrer Begierde - überschattet von der Angst, entdeckt zu werden.

Durch den klaren Schreibstil der Autorin kann man sich wunderbar in die Gefühlswelt der 16 Jahre alten Maria hineinversetzen: oft wirkt sie naiv, stellt dann aber wieder die wirklich großen Wahrheiten mal eben in einem Nebensatz fest. Das ganze Buch hindurch fühlte ich mich persönlich von Maria angesprochen. Die Melancholie des Augenblicks und die Tragik der Liebesgeschichte sind ganz bei mir angekommen.
Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich nur den dauernden Bezug zu den "Brüdern Karamasow": wenn man die nicht gelesen hat, kann man damit nicht wirklich etwas anfangen.
Alles in allem eine schnell (am besten an einem heißen Sommertag) zu lesende aber dennoch sehr eindrückliche Liebesgeschichte.

die Waldmeisterin