Gefühlvoll

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gerdimaus Avatar

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Klapptentext:

Es ist Sommer, heißer, herrlicher Sommer. Der Hof ist ein Dreiseithof. Schaut man geradeaus, sieht man eingezäunte Wiesen und den Bahndamm, und hinter den Schienen, in einiger Entfernung, doch klar erkennbar: den Henner-Hof. Maria wird bald siebzehn, sie wohnt mit Johannes auf dem Hof seiner Eltern, in den „Spinnenzimmern“ unterm Dach. Sie ist zart und verträumt, verkriecht sich lieber mit den „Brüdern Karamasow“ als in die Schule zu gehen. Auf dem Nachbarhof lebt der vierzigjährige Henner, allein. Die Leute aus dem Dorf sind argwöhnisch: Eine Tragik, die mit seiner Vergangenheit zu tun hat, umgibt ihn; gleichzeitig ist er ein Mann, dessen charismatische Ausstrahlung Eifersucht erregt. Ein zufälliger Blick eines Tages, eine zufällige Berührung an einem andern lösen in Maria eine Sehnsucht aus, die fremd und übermächtig ist und sie daher wie von höherer Gewalt geleitet in Henners Haus und in seine Arme treibt… Die sommerlichen Weizenfelder, die vom Heu und den Mückenstichen juckenden Beine, das Summen des Kühlschranks in der Küche… Eine allgegenwärtige Sinnlichkeit beherrscht diesen intensiven Text, der eine ländliche, ebenso schöne wie düstere Welt entstehen lässt und einen Sog entwickelt, der bis zum dramatischen Ende alles mit sich reißt.

Meine Meinung:

Der Autorin gelingt es sehr gut, die Athmosphäre und die Stimmung zu vermitteln, die zu der Zeit vorherrschen, in der die Geschichte spielt. Man kann sich als Leser sehr gut das ländliche Leben und die Personen vorstellen, was mir sehr gut gefallen hat. Der Erzählstil ist stellenweise wohl etwas gewöhnungsbedürftig, da es wenig wörtliche Rede gibt und die Erzählerin beim Erwähnen von Personen meist den bestimmten Artikel vor den Namen setzt. Ich persönlich finde, dass es zu der Geschichte und der Athmosphäre sehr gut passt.

Die Thematik hätte sich nach meinem Geschmack noch etwas mehr mit dem Leben in der DDR bzw. während der Wende beschäftigen dürfen. Die Erzählerin lässt zwar einiges in die Handlung mit einfließen, jedoch überwiegt dann doch die Liebesgeschichte zwischen Maria und Henner. Wobei ich zugeben muss, dass es überhaupt nicht kitschig oder schnulzig geworden ist, sondern eher gefühlvoll. Das Ende kam dann irgendwie sehr plötzlich - einerseits hätte man sich gewünscht, dass es nicht auf zwei Seiten schlagartig vorbei ist, aber andererseits passt es auch zum Gemütszustand der Ich-Erzählerin.

Eigentlich mag ich Liebesromane nicht so gern, aber ich muss zugeben, dass wir hier keinen klassisch-schnulzigen Liebesroman haben, sondern eine gefühlvolle und etwas tiefergehende Geschichte. Wenn ich halbe Sterne vergeben könnte, würde ich 3,5 geben, so entscheide ich mich aber für gute 3 Sterne.