Irgendwann werden wir uns alles erzählen,

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jule1 Avatar

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aber manchmal geht das erst viel viel später.

Dieser Roman hat mich von Anfang an gefesselt und ich finde, dass Daniela Krien mit ihrem ersten Roman etwas ganz Großartiges gelungen ist.

Im Vordergrund steht tatsächlich diese archaische Liebe zwischen Henner und Maria, die manchmal körperlich brutal vollzogen wird, aber die doch noch eine ganz andere Tiefe spüren lässt. Henner ist ein reifer Mann von 40 Jahren mit seiner Lebensgeschichte, in der einiges schwer zu verarbeiten ist, Maria ist erst 16 und fast noch ein Kind. Ihr Freund Johannes steht für einen Jungen, der eben noch nicht diese Tiefe erlangen konnte, der Maria deshalb auch an Henner verliert. Was mich wirklich berührt hat, ist, dass Henner, dem man im Dorf seine vielen Frauengeschichten vorhält, eben doch auch mit Maria eine tiefere Ebene von Liebe erreicht zu haben scheint, denn als Maria fest vorhat zu ihm zu ziehen und alles und alle hinter sich zu lassen, enthebt Henner sie dieser schwerwiegenden Entscheidung, in dem er sich das Leben nimmt.

Diese Liebe, die auch von Abhängigkeit und Schmerz erzählt, wird auf einer anderen Ebene begleitet von den Beschreibungen des Hofes von Johannes Eltern, auf dem Maria lebt. Daniela Krien erzählt über die Großfamilie von Johannes, über einige Probleme während der DDR Zeit, aber auch über die Schwierigkeiten, die nach dem Fall der Mauer auftreten könnten und den Ängsten der Bewohner des Hofes.

Frau Krien schreibt in einer sehr eindringlichen Prosa, lässt manches ungesagt und zwischen den Zeilen, dennoch für jeden erfassbar. Seit langem war das wieder einmal ein Roman, den ich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen lesenswert fand und auf jeden Fall weiterempfehlen werde. Und es ist eines dieser selteneren Bücher, die man vielleicht noch einmal liest.