Irgendwas geht immer

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philo Avatar

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Eine verrückte Liebeserklärung an die Familie (Mail on Sunday) - Ich finde eher nicht.

Charmant, rasant, urkomisch (Sunday Times)  - Diese Meinung kann ich auch nicht teilen.

Die Familie Battle, das sind Mutter Mo, Vater - von Mo nur immer "mein reizender Ehemann" genannt, Tochter Dora (17 Jahre) und Sohn Peter (16 Jahre), der lieber Oscar genannt werden möchte, weil er ein Faible für Oscar Wilde hat.

In Tagebuchform erzählen die Familienmitglieder, außer dem Vater, der kommt gar nicht zu Wort, wie sich ihr Leben abspielt. Bei Mutter Mo, einer Kinderpsychologin, dreht sich eigentlich alles um sie selbst, und trotz ihrer Ausbildung gelingt es ihr nicht, einen Zugang zu ihren pubertierenden Kindern zu finden. Insbesondere Dora findet sich total unverstanden und drückt sich ziemlich unverschämt aus. Oscar lebt eher zurückgezogen, ist introvertiert, sehr intelligent und neigt zu totaler Selbstüberschätzung. Vater "namenlos" taktiert im Hintergrund und versucht, die Fäden in der Familie zusammenzuhalten, was man aus den Tagebucheintragungen der Kinder erfährt.

Die Tagebuchform des Buches fand ich gut, so hatte man Einblick in das Seelenleben der Protagonisten. Die Eintragungen von Oscar fand ich am besten, wenn ich auch keinem 16-jährigen wünsche, daß er sich so schwertut mit dem Erwachsen werden. Aber seine Gedankengänge fand ich teilweise schon brillant. Dora befand sich in einer schweren seelischen Krise, dementsprechend hat sie ihre Mutter in ungebührlicher Weise beschrieben. Ich hoffe nicht, daß 17-jährige junge Mädchen solche Gedanken hegen. Weil Mutter Mo in ihrem Beruf voll und ganz aufgeht, mit der Familie aber nicht mehr zurechtkommt, gerät sie auf gefährliche Abwege.

Das Cover zum Buch ist ansprechend gestaltet, es reizt, es in der Buchhandlung in die Hand zu nehmen. Als leichte Sommerlektüre kann ich das Buch empfehlen. Es entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik, auch wenn die Familie Battle mit Sicherheit keine normale Familie darstellt.