Aufwachsen und Sich-Selbst-Finden

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ellus Avatar

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"Irgendwo wartet das Leben" ist sehr gut lesbar und angenehm geschrieben, mit verschiedenen sympathischen, emotional nachvollziehbaren Charakteren.
Der Fokus, wie der Titel schon anklingen lässt, liegt auf dem Menschlichen und dem Zwischenmenschlichen: das Finden eigenen Identität, was gerade in einer Kleinstadt, wo jeder jeden schon immer kennt, besonders schwierig ist, der Gruppenzugehörigkeit, dem Navigieren von Freundschaften, Familienbeziehungen und Zukunftsplänen. Diese Aspekte sind sehr einfühlsam und berührend erzählt, so dass (fast) alle Figuren in ihren Eigenschaften und Intentionen mehrdimensional gesehen werden können.

Von der Handlung und inhaltlich hätte ich mir allerdings etwas mehr versprochen.
Die recht klassische Geschichte von Außenseitern, Cliquen und Mean Girls, den Schönen, den Sportlichen und den Unauffälligen, bedient so ziemlich alle Klischees und Tropes, die in so ziemlich allen Teenager-High-School-Serien, -filmen etc. auch zu finden sind, und dass, ohne diese Erzählschemata tatsächlich in einer neuen Form zu verwenden.
Sicher ist dieses Formelhafte in Hinblick auf die Handlung und die Botschaft ein Stück weit so gewollt, aber etwas weniger Vorhersehbarkeit und etwas mehr Überraschung hätten der Lektüre sehr gut getan. Meine Tochter war jedenfalls nicht besonders interessiert - es ist halt eine Geschichte im Schul- und Familienalltag, in der recht wenig aufregende Sachen passieren, vor allem wenn man eigentlich lieber spannungsreichere Genres liest.
Ich als Mutter hoffe allerdings, dass einige der Denkanstöße und Entscheidungsmomente doch irgendwo im Hinterkopf hängen geblieben sind. Die Bekräftigung, dass man gut so ist, genauso wie man ist, kann ja jedem, aber besonders Jugendlichen, nur guttun.

Eine schöne, wenn auch nicht sehr aufregende, Geschichte mit wichtigen Botschaften und berührenden Szenen übers Aufwachsen und Sich-Selbst-Finden.