Berührt und wirkt nach

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m.curie Avatar

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Dr. Isidor Geller wächst als Israel Geller in Galizien in ärmlichen Verhältnissen auf und zieht fürs Studium nach Wien. Dort schafft er den Aufstieg zum erfolgreichen, einflussreichen Mann und Kommerzialrat. Er sieht die Zeichen der Zeit, kann sich aber nicht vorstellen, dass ihm die Nationalsozialisten etwas anhaben können. Ein Trugschluss, wie sich leider sehr bald herausstellt.

Shelly Kupferberg ist Journalistin und Isidors Urgroßnichte. Aus Fotos, Briefen und weiteren Dokumenten hat sie das Leben ihres Urgroßonkels rekonstruiert und erzählt davon in sachlicher, distanzierter, fast schon emotionsloser Sprache.

"Isidor" ist eine Mischung aus Sachbuch und Roman, aber trotz aller Sachlichkeit und Nüchternheit vermag das Buch zu fesseln. Es berührt mich und macht mich fassungslos und sehr traurig - immer noch, obwohl ich bereits zahllose Geschichten, Berichte und Dokumentationen über die Gräueltaten der Nazis gelesen, gehört oder gesehen habe. Wie muss es da erst der Autorin ergangen sein? Für sie ist es ihr Angehöriger, für uns Leser nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein uns Unbekannter, der stellvertretend für unzählige Juden steht, die sein schreckliches Schicksal teilen.

Ein bemerkenswertes Buch, das lange nachwirkt. Klare Leseempfehlung!