Denkmal für einen ungewöhnlichen Mann

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Mit "Isidor" hat Shelley Kupferberg ihrem Urgroßonkel Dr. Isidor Geller bei literarisches Denkmal gesetzt.

Geboren in einem galizischen Sthetl und in eine orthodoxen Familie, schafft es Isidor bis ganz an die Spitze der Wiener Gesellschaft. In einer akribischen Suche versucht Shelley Kupferberg das Leben ihres Urgroßonkels zu rekonstruieren, sie besucht Archive und Bibliotheken. Was dabei herauskommt, ist ein sehr lebendiges Porträt dieses ungewöhnlichen Mannes.

In den 1930iger Jahren hat Isidor alles erreicht, er ist Kommerzialrat, Berater des Staates Österreich und hat ein Vermögen zusammengetragen. Seinen jüdischen Glauben hat er schon lange abgelegt und fühlt sich voll und ganz als Österreicher, ist völlig assimiliert. Aber die politischen Gegebenheiten machen natürlich auch vor ihm nicht halt.

Mit "Isidor" ist Frau Kupferberg ein ruhiges Buch gelungen, das sowohl die Chancen als auch Schrecken dieser Zeit beschreibt. Es nimmt einen mit in diese Zeit und macht deutlich, wie diese Schicksale auch nach mehr als 80 Jahren die Nachfahren beeinflussen und prägen.

Dieses Buch ist außerordentlich gut gelungen, es hat mir sehr gut gefallen.
Ich wünsche mir, dass Frau Kupferberg noch weitere Bücher dieser Art schreiben wird - gerne auch mit fiktiven Charakteren. Ach ja, zum Schluss klärt sich auch, was es mit dem Reh auf sich hat.