Eine bewegende Familiengeschichte

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elfe1110 Avatar

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„Vertreibung und Ermordung sind der Grund, warum sie [Erbstücke] fehlen. Umso wichtiger sind die Geschichten, die überlebt haben. Und weitererzählt werden.“

1908 wandert der damals 22-jährige jüdisch-orthodoxe Israel Geller aus dem ostgalizischen Tlumacz nach Wien aus. Aus Israel wird Isidor. Er studiert, legt eine beachtliche Karriere in der Lederindustrie hin, wird zum Kommerzialrat und Wirtschaftsweisen benannt, kommt durch klugen Wertpapierhandel zu einem großen Vermögen. Er ist ein moderner, assimilierter, emanzipierter und „deutscher“ Jude. Er verehrt das Theater und die große Bühne, ist ein Lebemann, der die Zerstreuung und das Wiener Gesellschafts- und Kulturleben liebt.

Dem allgegenwärtigen Antisemitismus begegnet Isidor eher mit Gleichgültigkeit, „vorübergehende Erscheinungen“, mit denen man sich „arrangieren“ müsse. Bis sich Österreich im März 1938 dem Deutschen Reich anschließt.

Shelly Kupferberg schildert auf eindrucksvolle Weise das Leben ihres Urgroßonkels aber auch weiterer Mitglieder ihrer jüdischen Familie im Wien der 30er Jahre. Anhand von Tagebüchern, Briefen, Archiven und umfassenden Recherchen hat sie ihm und seinen Geschwistern wieder „Leben eingehaucht“ und Erinnerungen, ein Andenken gesetzt.

In einem kurzen Anhang erzählt die Autorin u.a., wie sie bei der Recherche zum Buch vorgegangen ist. Als besonders bedrückend und perfide empfand ich persönlich dabei die Tatsache, dass gerade die akribische Bürokratie der Nazis bei der systematischen Vernichtung der Juden dazu führte, dass Shelly Kupferberg einige Lücken in ihrer Recherche schließen konnte.