Ergreifende Familiengeschichte

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abibliophobia Avatar

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Endlich mal wieder ein Buch vom Diogenes Verlag. Ich bin sehr gespannt, denn Diogenes hat mich schließlich noch nie enttäuscht.
Ich mag Lebensgeschichten von Vertriebenen und liebe Wien, von daher ist das Buch perfekt für mich. Dass Kupferberg von ihrem eigenen Großonkel schreibt macht die Geschichte authentisch und reizt mich sehr.
Der Prolog macht bereits richtig Lust in Isidors Leben einzutauchen, es scheint die ein oder andere skurrile Anekdote zu lauern. Anhand seiner Briefe kann die Geschichte rekonstruiert werden, ein Zeichen dafür wie wichtig Tagebücher und schriftliche Aufzeichnungen sein können.
Die Erzählungen zogen mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann, man taucht ein ins alte Wien, fast wie eine literarische Zeitreise. Wie schlimm muss es sein aus einer Stadt vertrieben zu werden, die man so sehr liebt.
Ein schillerndes Leben, das Isidor führt und in vollen Zügen genießt. Er ist es gewohnt, dass sich alle nach seinem Willen richten. Wie schlimm muss also die Gefangenschaft für ihn sein, er der sonst immer die Kontrolle hat? Von einem Extrem ins andere, vom Luxusleben in Gefangenschaft.
Das Buch beschreibt sehr anschaulich den weiten Weg der Familie nach Wien – Stück für Stück. Ich liebe Familiengeschichten, eine jüdische ist natürlich immer noch mal ergreifender. Kupferberg gelingt ein authentischer Blick auf das jüdische Leben in Wien. Die Ich-Erzählperspektive der Autorin lässt die Geschichte noch näher wirken.
Das Buch schildert großartig das Leben der Familie vor und nach dem Krieg. Anhand der Aufzeichnungen können die Geschehnisse sehr gut nachvollzogen werden. Es ist immer wieder zutiefst ergreifend, darüber zu lesen. Ein paar Mal musste ich das Buch erst einen Moment zur Seite legen…
Das Interview am Ende ist klasse, der Stammbaum hilft gerade am Anfang den Überblick zu behalten.
Die Danksagung ist so berührend, wie das gesamte Buch.