Geschichte einer Familie

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eckenmann Avatar

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Die Diogenes-Taschenbücher mag ich sehr, auch an "Isidor" gefällt mir das schlichte aber eindrucksvolle Cover. Das Reh schaut mich an, es deutet auf etwas Einzigartiges zugleich Trauriges....letztlich Verletzliches (?)
Diese Verletzlichkeit werde ich im Verlaufe des Kurzromans der Autorin auch antreffen, wenn ich von Verlusten erfahre. Ganz zum Ende begegne ich dem Reh an Isidors Grab wieder.
Das Leben dieser großen jüdischen Familie und ihres schillernden Teils Isidor wird von der Nachfahrin Shelly Kupferberg ausgiebig untersucht, recherchiert und relativ distanziert nacherzählt und beschrieben. Es ist ein schwieriges Thema, weil es unendliches Leid dieser Familien erfasst.
Es ist ein recht ruhiger sachlicher Schreibstil, eine gewisse Chronizität erleichtert mir die Einordnung, mitunter geht es sehr in die familiäre Breite, schafft aber zugleich ein breitgefächertes Gemälde jüdischen Familienlebens,
Isidor rückt dann ein wenig zu sehr aus dem Blickpunkt, ist aber insgesamt der Leuchtstern und Fixpunkt der Familie, in seinen besten Jahren auch vor allem monetärer Rückhalt und Reserve. Es sind eine Vielzahl an Figuren erfasst, diese scheinen mir sehr authentisch zu sein und mit dem damaligen Zeit- und Weltgeschehen verwoben.
Das Buch vertieft von mir anderweitig gelesene und erfahrene jüdische Leben, die Geschichten gerade in der Kinder- und Jugendzeit Isidors unterfüttern meine diesbezüglichen Kenntnisse und berühren mich in ihrer Tragik und Tragweite. Glanz und Elend der jüdischen Menschen gerade auch im benachbarten Österreich der Dreißiger Jahre werden mir sehr lebendig.
Es ist insgesamt ein nachdenklich stimmendes leises Leseerlebnis.