Zum Teil sehr distanziert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
signalhill Avatar

Von

Die Geschichte um den Onkel der Autorin, "Isidor" mag nicht in allen Aspekten authentisch sein, doch sie steht für ein Schicksal unter vielen. Shelly Kupferberg hat das Leben ihres Onkel Isidor, eigentlich Israel, nachempfunden, so wie es gewesen sein mag. Dabei steht dieses jüdische Leben für viele, und so ist es essentiell, dass ein solche Geschichte erzählt wird, solange sich jemand erinnert.

In Wien gehört Isidor, der sich aus einfachen Kreisen hochgearbeitet hat, zur Elite. Durch das Ablegen des jüdischen Namens versucht er sich zu integrieren, die Mittel hat er allemal, da er durch clevere Spekulation reich geworden ist. Wie viele Juden hat Isidor allzu Jüdisches aus seinem Leben verbannt.

Während er sich in den obersten Kreisen bewegt, bleibt er dennoch der Jude. Und wenn dies vorher nicht so offensichtlich ist, so offenbart sich dies doch nach der Machtübernahme der Nazis. Erst letztens habe ich erstmals von dieser Assimilation der Juden in der höheren Gesellschaft gehört. Sie mag wohl der Grund sein. warum viele Juden in Deutschland und Österreich entweder konvertierten oder sich äußerlich zumindest nichts ansehen ließen.

Am Ende ist Isidor aber doch der Jude, der sein Schicksal nicht kommen sah, nicht an das glaubte, was dann doch passierte. Und so steht er auch hier für so viele, die auch durch ihr Vermögen vielleicht noch eine Zukunft gehabt hätten, denn die Armen konnten ja ganz sicher nicht ausreisen, nicht flüchten.

Shelly Kupferberg hat ein wichtiges Buch geschrieben, das fesselt und durch seine Geschichte den Leser und die Leserin nicht loslässt. Manchmal ist die Erzählweise allerdings eher distanziert und wenig emotional. "Isidor" hat mich nicht immer bewegt, aber es ist ein guter Roman, der von mir 4,5 Sterne bekommt. Prädikat: Unbedingt lesenswert.