Absolutes Jahreshighlight

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Issa ist schwanger. Auf das Drängen ihrer Mutter fliegt sie nach Kamerun, um dort mit ihrer Familie die üblichen Rituale durchzuführen, um ihre Ahnen zu beschwichtigen. Ihr Cousin nennt sie liebevoll „Kokosnuss“ - außen schwarz, innen weiß. Doch genau diesen inneren Konflikt versucht Issa schon seit sie denken kann, zu lösen. Die Geschichte handelt jedoch nicht nur von Issa und ihrer Mutter, sondern von allen Großmüttern und denen, die davor kamen, bis hin zu Marijoh, Issas Urgroßmutter und wiederum ihrer Mutter. Zurück in der Kolonialzeit lernen wir nicht nur Marijohs Geschichte kennen, sondern schauen auch auf eine Geschichte voll von Unrecht, weißer Vorherrschaft und dem Widerstand, Sklaverei und (sexueller) Gewalt gegen Frauen. ‚Issa‘ ist aber auch eine Geschichte von Mut, Liebe und der Stärke und Selbstbehauptung von unglaublichen Frauen.

»Denkst du etwa, du bist die Erste, die leidet in dieser Welt? Denkst du, dass du den Schmerz erfunden hast? Es gab schon Trauer und Schmerz, lange bevor du auf die Welt gekommen bist, und es wird noch lange Trauer und Schmerz auf dieser Erde geben, nachdem deine Knochen Staub sind.« (S. 185)

Ich bin gefesselt von dieser Geschichte, die nicht unglaublich, nur unglaublich gut geschrieben ist. Über die Geschehnisse in den damaligen von Deutschland und anderen Großmächten besetzten Gebieten auf dem afrikanischen Kontinet gibt es zwar einige Wissenschaftliche Texte, doch wenig Literatur, die sich damit auseinandersetzt. Mirrianne Mahn schreibt hier also nicht nur über ihre eigene, sondern auch über die Identität vieler Menschen und öffnet hier meiner Meinung nach einen weiteren Aufruf nach Aufarbeitung von Kolonialismus. Sie trägt auf jeden Fall schon einmal für mich dazu bei, mich wieder mehr mit Post-Kolonialien Studien in und außerhalb meines Studiums zu befassen. ‚Issa‘ hat mich mehr als nur berührt, ich habe alle Figuren so lieb gewonnen, dass ich mir sicher bin, dass ich das Buch bald noch ein zweites Mal lesen werde.