Ein facettenreiches Debüt

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oberaffengeil Avatar

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Wir lernen die titelgebende Issa auf einem Flug nach Kamerun kennen. Sie lebt in Deutschland, aber da sie nun schwanger ist, hat ihre Mutter sie in ihre Heimat geschickt, um sich einer Reihe von Ritualen für eine sichere Geburt zu unterziehen. Dort angekommen wird sie von ihrer sehr großen Familie, allen voran ihrer Urgroßmutter Marijoh, begrüßt und begleitet. Sie hadert mit ihrer Zugehörigkeit und Identität, zu deutsch für Kamerun, zu afrikanisch für Deutschland.

In wechselnden Kapiteln lernen wie die Frauen kennen, die vor ihr kamen. Von ihrer Ur-Ur-Großmutter von über 100 Jahren im von der deutschen Kolonialmacht besetzen Kamerun, bis hin zu ihrer Mutter, die sich, als Issa ein Kind ist, in einen Deutschen verliebt und das Land verlässt. Die fünf Generationen von Frauen, die wir so begleiten, müssen sich zurechtfinden und behaupten in einer männergemachten Welt. Sie werden ausgebeutet und geschlagen vom Kolonialismus, Patriarchat, ihren Vätern und Ehemännern. Was sich dabei wie ein roter Faden durch das letzte Jahrhundert zieht, sind die Beziehungen zwischen den Frauen, die zwischen Müttern und ihren Töchtern, Töchtern und ihren Müttern, Freundinnen, Müttern untereinander. Männer und Väter stehen im Hintergrund, manchmal sind sie Tyrannen, mal eine liebevolle Vaterfigur, manchmal finden wir nicht einmal ihren Namen heraus. So spannungsgeladen sie sein mag, immer ist die Mutter-Tochter Bindung die prägende für beide.

Insgesamt ein sehr kraftvolles und bewegendes Debüt, das gleichzeitig sehr lehrreich ist. Uneingeschränkte Empfehlung!