Eine Reise durch Zeit und Identität

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arbnora.ra Avatar

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Die Frankfurterin Issa, ungewollt schwanger, entscheidet sich nach einem Streit mit ihrer Mutter, in ihr Heimatland Kamerun zu reisen. Dort empfangen sie ihre liebevollen Großmütter, und sie taucht tief in die Familiengeschichte ein. In diesem Prozess entdeckt sie nicht nur mehr über ihre eigene Identität, sondern auch über die Bedeutung des Mutterseins. Durch Rückblenden erfährt der Leser mehr über das Leben weiterer Frauen, Issas Vorfahrinnen, von ihrer Ur-ur-Großmutter Anfang des 20. Jahrhunderts im von Deutschland besetzten Kamerun bis hin zu ihrem eigenen Leben in Frankfurt im Jahr 2006.
Mirrianne Mahns Schreibstil ist emotional und fesselnd, sodass mich das Buch von der ersten Seite an gepackt hat. Dennoch benötigte ich immer mal wieder etwas Abstand vom Gelesenen, da mich der Inhalt sehr mitgenommen hat.
Das Buch beleuchtet intensiv die deutsche Besatzung in Kamerun und insbesondere die sexuelle Ausbeutung von Frauen durch deutsche Männer sowie den Umgang mit diesen Frauen im eigenen familiären und sozialen Umfeld. Diese Passagen waren schwer zu verdauen, doch es ist sehr wichtig, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen – etwas, das ich ehrlicherweise bisher nicht getan habe.
Ein weiteres zentrales Thema ist die Zugehörigkeit. Issa wurde in Kamerun geboren, ist jedoch in Deutschland aufgewachsen. Dort sieht sie sich mit Alltagsrassismus konfrontiert, während sie sich in ihrer kamerunischen Kultur auch nicht vollständig verwurzelt fühlt. Dieser innere Konflikt ist für viele Migrantenkinder allzu bekannt.
Die Rolle der Frau, insbesondere der Mutter, spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Beim Lesen verfolgt man Issas faszinierende Charakterentwicklung.
Insgesamt halte ich das Buch für äußerst lehrreich und empfehlenswert.
Abschließend kann ich sagen, dass "Issas Reise" nicht nur eine fesselnde Geschichte erzählt, sondern auch zum Nachdenken anregt und wichtige Themen unserer Zeit aufgreift.