Emotional, mitreißend, unterhaltsam – facettenreich!

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Du musst in die Vergangenheit schauen, um deine Gegenwart zu versehen, damit du deine Zukunft gestalten kannst.
– Mbambah in Issa –

Meine Eindrücke:

Issa ist der Deputroman von Mirrianne Mahn und eine emotionale Reise in die Kultur und Geschichte Kameruns.

Worum geht es?
Kamerun, 2006. Issa kehrt schwanger in das Land zurück, in dem sie geboren wurde. Sie soll die traditionellen Rituale durchführen, die sie zur erwachsenen Frau und Mutter machen – denn Issas Mutter fürchtet ihre Tochter bei der Geburt ihres Kindes zu verlieren.
Issa befindet sich in einer Identitätskrise und fühlt sich zwischen Deutschland und Kamerun hin- und hergerissen.
Die Zeit mit ihren Omas hilft ihr, ihren Weg zu finden…

Was war besonders?
Als erstes hat mich der Schreibstil beeindruckt: Issas Kapitel fließen nur so dahin und erlauben einen tiefen Einblick in ihre inneren Konflikte. Spannend war auch die Kombination mit Kapiteln aus der Vergangenheit, die Stück für Stück die komplexe und auch tragische Familiengeschichte offenbaren. Während Issas Kapitel jünger und durch die Ich-Perspektive direkter erzählt werden, sind die Rückblenden distanzierter und „der Zeit entsprechend“ erzählt – allerdings keineswegs weniger emotional! Das Erzählte hat mich über die gesamte Länge sehr berührt und oft nachdenklich gestimmt. Sehr besonders war für mich die Leichtigkeit, mit der die vielen Facetten der kamerunischen Kultur, Sprache und Geschichte – die schönen wie auch die erschreckenden, in einer fließenden Handlung vereint wurden.

Sind die Charaktere überzeugend?
Ja! Issa ist eine sympathische, junge Schwangere mit ein paar Stimmungsschwankungen und vielen Selbstzweifeln. Ihre Gedanken wurden von Mirrianne Mahn sehr unverblümt, bildhaft und äußerst amüsant zu Papier gebracht: Oft saß ich schmunzelnd und glucksend vor meinem Buch.
Die Familienkonstellation ist kompliziert und die relevanten Mitglieder sehr markant und unterschiedlich. Die eine ein Ruhepol voll Weisheit und Liebe, die andere das klare Familienoberhaupt, das bestimmt wo es langgeht – und wehe es tanzt einer aus der Reihe ;-) Auch die Nebencharaktere haben Ecken und Kanten.

Gibt es ein Aber?
Ja, zwei: Zum einen waren die Verknüpfungen der Handlung in Issas Gedanken nicht so fließend, wie sie hätten sein können. Zum anderen waren mir die Kapitel teils etwas zu lang. Eine ausgeprägtere Gliederung durch mehr Absätze ist eher meins.

Was noch?
Unsere Wurzeln lassen uns niemals los. Unsere Familie ist immer für uns da. Frauen sind stark.
Dies sind für mich die zentralen „Lehren“ dieses Romans. Es tut uns gut, wenn wir uns ab an unserer Wurzeln besinnen und sie ehren. Denn sie helfen uns, zu erkennen wer wir sind und was wir wollen. Eine Mutter ist immer für ihr Kind da, auch wenn wir schon erwachsen sind – wir müssen dies als Kinder aber auch zulassen. Frauen können Alles erreichen, dürfen aber nicht damit rechnen, dass der Weg leicht sein wird.

Mein Fazit

Ein emotional mitreißender und gleichzeitig sehr unterhaltsamer Familienroman, der mir eine völlig fremde Kultur facettenreich und spannend nähergebracht hat.
Er hat mich daran erinnert, wie wichtig und prägend unsere Wurzeln sind, dass es aber mehr als alles andere zählt, was wir wirklich wollen – wir müssen nur erst erkennen, was das ist ;-)