Kulturell und historisch sehr wertvolles Buch!

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franni Avatar

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Schon das Cover von Mirriane Mahns Debütroman hat bei mir sofort Interesse an dem Buch geweckt.
Es zeigt die Deutsch-Kamerunerin Issa, die die Hauptfigur des Romans darstellt.
Die junge Frau wurde in Kamerun geboren und kam als kleines Mädchen zusammen mit ihrer Mutter und deren neuem, deutschem Ehemann in den Hunsrück. Ihre Kameruner Heimat und auch ihre dortige Familie, insbesondere ihre Oma und Uroma, bekam sie seitdem nur noch bei seltenen Besuchen zu Gesicht.

Als Issa - nun bereits in ihren Zwanzigern - ungewollt schwanger wird, kehrt sie in ihre alte Heimat zurück. Der Flug nach Kamerun stellt auch den Einstieg in Mirriane Mahns Roman dar. Von nun an wird der Inhalt des Buchs abwechselnd aus zwei zeitlichen Perspektiven beschrieben. Zum einen aus Issas gegenwärtiger Sichtweise und zum anderen aus der Vergangenheit ihrer weiblichen Vorfahren und somit ihr Urgroßmütter.
Dabei wird vor allem auf die Rolle der Frau in der Kultur Kameruns eingegangen, die stark von einem Ahnenkult und spirituellen Ritualen geprägt ist, welche auch noch bis in der Gegenwart weit verbreitet sind. So spinnt sich ein großer Familienroman zusammen, in dem jede Generation von Frauen mit ihren eigenen Herausforderungen konfrontiert ist. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Ihre Rolle als Mutter. Mit dieser Rolle muss sich Issa auch in der Gegenwart auseinandersetzen. Welches Leben möchte sie nach der Geburt ihres Kindes führen? Ist sie in ihrer aktuellen Partnerschaft noch glücklich? Wie schafft sie den Spagat zwischen ihrem Geburtsland Kamerun, in dem sie inzwischen eigentlich „Ausländerin“ ist und dem Leben als schwarze Frau in Deutschland, wo sie sich leider auch nicht immer willkommen und zugehörig fühlt?
Neben den spannenden familiären Erzählungen vermittelt das Buch auch tiefe Einblicke in Kameruns koloniale Vergangenheit, in welcher auch Deutschland eine große Rolle eingenommen hat. Dieser historische Part nimmt im Geschichtsunterricht leider eine viel zu kleine Rolle ein, weshalb es sehr interessant und und teilweise auch erschreckend ist mehr darüber zu erfahren.

Alles in allem hat mir das Buch vor allem aus kultureller und historischer Sicht sehr gut gefallen und ich konnte meinen Horizont damit definitiv erweitern. Vor allem die Rückblicke in die Zeit von Issas Ahnen fand ich sehr spannend und gut geschrieben. Einzig die Teile zu Issas aktueller Situation empfand ich hin und wieder als etwas langatmig - diese hätte man meiner Meinung nach entweder etwas einkürzen oder noch mit mehr Inhalt füllen können. In Summe würde ich das Buch aber auf jeden Fall weiterempfehlen - allein schon weil es super lehrreich ist und den Leser in eine uns doch sehr ferne Kultur mitnimmt.