Mutterland

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Ich bin vor wenigen Tagen durch eine Bahnhofsbuchhandlung gelaufen und habe einen Stapel von Mirrianne Mahns Debüt Roman "Issa" dort liegen sehen. Das hat mich so froh gemacht, nicht nur, weil ich das Cover und die Gestaltung wunderschön finde, sondern auch, weil ich den Text bereits gelesen habe, und er so gelungen ist.

Im Buch geht es um Issa, die in Deutschland zuhause ist, und, als sie mit ihrem ersten Kind schwanger ist, von ihrer eigenen Mutter in deren Heimatland Kamerun geschickt wird. Die Autorin erzählt nicht nur Issas Geschichte, sondern auch die Geschichten der Frauen, die vor ihr kamen. Eine Perlenkette aus Müttern, sozusagen. Eine Abfolge aus Liebe und Schmerz. Aus Heimat und Fremde. Da sind Issas Mutter Ayudele, ihre Großmutter Namondo, ihre Urgroßmutter Marijoh und ihre Ururgroßmutter Enanga. Ihnen allen wird mehr oder weniger viel Raum in diesem Buch gewidmet.

Ich habe in den letzten Jahren viele Bücher über Mutterschaft gelesen. Es ist eines der Themen, das mir am häufigsten unterkommt, und zur Zeit aus zahlreichen Perspektiven in verschiedensten Romanen bearbeitet wird.
Ich gebe zu, ich habe einen gewissen Überhang, was dieses Thema betrifft, und bin recht wäherlerisch geworden. Auch die Herangehensweise von Mirrianne Mahn ist nicht ganz neu, aber ich halte "Issa" dennoch vor ausgesprochen lesenswert, weil sie das Thema des Mutterseins und Mutterwerdens, mit so vielem anderen verknüpft, ohne dass das Buch überladen wirkt. Es geht um Heimat und Kultur, um Weiblichkeit in patriarchalen Gesellschaften, um Gewalt und Rassismus. Was heißt es, in Deutschland Schwarz zu sein? Was bedeutetet es, wenn die eigenen Wurzeln in der Fremde liegen? Und was sind diese Wurzeln überhaupt wert? Die Nuancierung all dieser Themen ist der Autorin wirklich gut gelungen. Die Sprache selbst liest sich angenehm und authentisch. Auch auf emotionaler Ebene haben mich das Leben dieser Frauen und die Geschichte ihrer Familie erreicht.

Die Gestaltung des Buchs ist außerdem wundervoll. Es ist für mich eines der schönsten dieses literarischen Frühjahrs, ich habe beim Lesen so gerne mit den Fingern über die großen rauen Buchstaben auf dem Titel gestrichen.

Fazit: Issas Reise in das Land ihrer Mutter und all der Mütter davor ist ein großartiges Buch. Ein feministischer Familienroman, der berührend von einer Vergangenheit erzählt, die bis in die Gegenwart reicht.