Sollte jede:r gelesen haben

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reccaa Avatar

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📍Das ausdrucksstarke Cover stimmt auf eine ergreifende Handlung ein.

📚 Die schwangere Protagonistin Issa reist in ihr Geburtsland und das Heimatland ihrer Vorfahren. In Kamerun durchläuft sie unterschiedliche Rituale, um ihren von ihrer Mutter und anderen weiblichen Verwandten vorhergesagten Tod bei der Geburt ihres Kindes abzuwenden. Die Rituale und Opfergaben zu unterschiedlichen Anlässen sind meines Erachtens somit wichtiger Bestandteil des Handlungsstrangs. Während Issa sich anfänglich nicht wirklich auf diese einlassen kann, klappt dies im Laufe ihrer Reise immer besser. Insbesondere die Göttin und Beschützerin aller Frauen „Mami Wata" sowie die Ahnen möchten insbesondere nach dem Glauben der Großmütter Issa's regelmäßig zufrieden gestellt werden. Wichtige Elemente, um die Geschichte Issa‘s zu verstehen, sind ihre Rückblicke, worin sie den in Deutschland erfahrenen Alltagsrassismus als Person of Color schildert.

Abwechselnd zu der aktuell stattfindenden Geschichte Issa's, geht es um die persönlichen Geschichten ihrer weiblichen Vorfahren. Die fortlaufende Geschichte der Ahnen Issa's, tragen die Lesenden durch die Jahrzehnte Kameruns. Die Vergangenheit beginnt während der Kolonialzeit 1903. Die Lesenden bekommen einen Eindruck der Grausamkeiten des weißen Mann's zu dieser Zeit, deren Konsequenzen sowie in den Schmerz und die Trauer der Kameruner:innen. Erschreckt hat mich dabei meine eigene Unwissenheit über diese Zeit.

Das Buch ist so spannend, dass ich es am liebsten an einem Stück gelesen hätte. Es hat mir auch deshalb so gut gefallen, weil es ganz neue Perspektiven aufzeigt. Der Einblick in eine ganz andere Kultur und Glauben hat meinen Wissensdrang erfreut. Die Wichtigkeit der Ahnen hat mich dabei besonders fasziniert. Alltagssituationen können so eine ganze andere Bedeutung beigemessen werden. Beispielsweise sagt die Mutter zu ihrer Tochter über die Essenszubereitung durch die Frau:

„Du machst ihm das Essen. Damit hast du die Macht über ihn, wenn du ihn nicht fütterst, muss er hungern, wenn du es möchtest, isst er etwas, was ihn vielleicht umbringt." (S.162)

Zum Schutz des ungeborenen Kindes durch „Mami Wata" berichtet die Urgroßmutter Issa: „[...]deswegen musst du Mami Wata regelmäßig Orgasmen schenken, damit sie dein Kind beschützt.“

Die Stärke der Frauen im Buch - jede auf ihre eigene Art und Weise - hat mich beeindruckt. Besonders ihr Umgang mit Schmerz und Trauer sind eingebend.

💡Für Die kursiv gedruckten Begriffe im Buch, befinden sich ab S. 301 Erläuterungen und Übersetzungen.

Praktischerweise kommt das Buch mit seinem eigenen Leseband, das während des Lesens einfach bei den Erläuterungen platziert werden kann.

🌳 Zudem befindet sich auf der letzten Seite des Buches der Stammbaum der Hauptfiguren des Buches. Damit kann das Familienkonstrukt nochmal auf einen Blick überschaut werden bzw. bei Bedarf nach hinten geblättert werden.

❓Was ich nicht verstanden habe, ist der Ausdruck „Sah" und „Ich küsse meine Zähne." Klärt mich gerne auf! Vielleicht könnte man dies bei der nächsten Auflage ergänzend in die Erläuterungen aufnehmen.