Woher wir kommen und wohin wir gehen

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jidewi Avatar

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Ich habe einmal gelesen, dass wir alle nach zwei Generationen vergessen sein werden. Es braucht also nur den Schritt von der Oma zur Urgroßoma und schon bin ich ausgelöscht aus den nächsten Generationen. Etwas befremdlich mag sich das anfühlen, ist die eigene Existenz doch so prägend und wurden wir doch so geprägt von den Eltern unserer Eltern und doch ist es wahr. Der Einfluss ist zeitlich begrenzt und vor allem das Wissen darum, was unsere Vorfahren angetrieben, bewegt hat, was hat sie herausgefordert und warum haben sie gewisse Entscheidungen getroffen. Das alles verpackt Mirrianne Mahn in ihrem Debütroman "ISSA" gekonnt einfühlsam, nahbar und so natürlich über 5 Generationen hinweg für die entsprechende Zeit, dass trotz der großen Kluft zwischen den Epochen mit all ihren Herausforderungen die starken Frauenbilder dominieren.

Issa sitzt schwanger im Flugzeug in das Heimatland ihrer Vorfahren, Kamerun, und soll sich den einheimischen Ritualen unterziehen, damit sie das Leben ihres Kindes nicht gefährdet. Davon ist zumindest ihre Mutter überzeugt. Doch was zunächst beginnt als eine aufgezwungene Reise wird zu einer Erfahrung für Issa, die nicht nur ihr Leben verändern wird.

Der Stil von Mirranne Mahn ist leicht, die Kapitel verfliegen wie im Rausch und doch sind die Zeilen schwer, das Gesagte hallt nach und bietet einen Rundumblick in die Geschichte Kameruns als Kolonie, dem Leben mit selbstverständlicher Polygamie, Gewalt und Trauer, Liebe und Unvernunft, zeichnet aber vor allem ein Bild von unglaublich starken Frauen, die den Weg für die nächste Generation prägen. Die Autorin wechselt spielend in den Zeiten und langsam aber sicher finden die zwei Geschichten zueinander mit genug Raum und Zeit, sodass jede Generation ihren Platz bekommt, wenn auch die Generation von Issas Mutter für mein Empfinden etwas zu kurz kommt. Eine Empfehlung für alle, die Familiengeschichten lieben und sich gerne in starke Charaktere einfinden.