Zuflucht im Mutterland

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"Schwanger sitzt Issa im Flugzeug nach Douala, angetrieben von ihrer Mutter. In Kamerun, dem Land ihrer Kindheit, soll sie den heilsamen Weg der Rituale gehen, unter den Adleraugen der Omas. Doch so einfach ist das nicht, wenn man in Frankfurt zu Schwarz und in Buea zu deutsch ist." (Klappentext)

Der Debütroman #issa von #mirriannemahn präsentiert den Leser*innen fünf Superheldinnen aus einem Jahrhundert. Jede von Ihnen hat nicht nur Ecken und Kanten, sondern auch einen schützenden Mutterschoß, der zum Trösten aufgesucht wird, wenn ein Kinderherz sich im bitteren Geschmack des Lebens nicht mehr konservieren will. Diese Frauen heißen Enanga, Marijoh, Namondo, Ayudele und Issa, die in unterschiedlicher Gewichtung eigene Kapitel erhalten. Issa erzählt aus dem Jahre 2006 in der Ich-Perspektive, und aus den anderen Zeitsträngen ein nullfokalisierter Erzähler. Während Issa's Abschnitte mir auf ergreifende Art wegweisendes Wissen eröffneten, blieb mir beim Lesen der Abschnitte von Enanga - Issa's Ururoma - die Spucke weg. Das Lesen des so ungerecht erlebten Leids schnürte alles in mir zu, um mir dann wieder jede Pore zu öffnen, als ich begriff, welches Privileg diese Kultur inne hat. Wie befreiend es doch sein muss, all den Schmerz einer Trauer schreiend polternd freien Lauf lassen zu können, anstatt ihn wie in unserer Kultur die Klappe haltend in den eigenen Sumpf zu stecken. Bei uns Deckel auf, Deckel zu - alles was hitzige Wärme verbreiten könnte, bitte einmal einschließen und weiter frieren. Aber dort in Kamerun - lass all deine Gefühle raus, gleite wie ein Adler über deinen Schmerz und kreische solange bis es etwas besser ist.

"Oh, wie sie sich sehnte, ein Adler zu sein, jenes majestätische Geschöpf der Lüfte, das seine Sehnsucht mit ausgebreiteten Schwingen ergriff und sich leicht wie ein Hauch emporhob. (27)

Und dann kommt da noch ein Ende voll mutterheimischer Fruchtbarkeit daher - schöner kann das Leben kaum gefühlt sein! Über nahrhaften Boden gleiten Frauen, Mütter, Töchter wie die Adler stark und frei dem Schmerz entgegen, um lächelnd Leben zu schenken. Es fließt, es fließt Lebensblut den Berg hinab - dank unserem Mut!