Älterwerden Im Visier
Diese Leseprobe von Doris Knechts "Ja, nein, vielleicht" bietet einen interessanten Einblick in das Leben einer Frau, deren Kinder ausgezogen sind und die sich eigentlich frei fühlen sollte. Die Konfrontation mit ihrer Schwester, die sich in ihrer Wohnung einquartiert, und der drohende Zahnverlust, der eine existentielle Krise auslöst, sind nachvollziehbar dargestellt. Die Auseinandersetzung der Protagonistin mit dem Älterwerden und der eigenen Endlichkeit ist ein zentrales Thema, das die Autorin mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit beleuchtet. Man kann die Gedanken der Protagonistin gut nachvollziehen, wenn sie über den Verlust ihres Zahns sinniert und dies mit anderen Abschieden im Leben vergleicht. Die Familiendynamik, insbesondere mit der fordernden Schwester Paula, sorgt für einige Schmunzler und zeigt die alltäglichen Tücken des Familienlebens. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte an einigen Stellen etwas ins Stocken gerät und sich zu sehr in den inneren Monologen verliert, anstatt die Handlung voranzutreiben. Manchmal wünschte ich mir mehr äußere Konflikte oder überraschende Wendungen. Der Roman scheint sehr introspektiv zu sein, was nicht jedermanns Sache ist.