Anecken oder Erkennen?
Ich habe Doris Knechts Ja, nein, vielleicht als Hörbuch gehört – und tat mich mitunter schwer mit dem rotzigen Ton der Sprecherin. Vielleicht hätte ich es besser gelesen, um an mancher Stelle innehalten zu können, um Gedanken nachklingen zu lassen. So stolperte ich eher durch die Passagen, als dass ich sie auskostete.
Das Gefühl, an der Geschichte anzuecken, erinnerte mich an frühere Begegnungen mit den Büchern Walsers, als ich noch deutlich jünger war. Vielleicht fehlt mir hier tatsächlich Reife und Erfahrung, um die ganze Tiefe zu erfassen. Was mich heute noch irritiert oder belanglos anmutet, könnte sich mit den Jahren als kluges Innehalten entpuppen.
Gänzlich schlecht fand ich das Buch nicht – im Gegenteil, in manchen Momenten blitzt ein Witz und eine Lebensklugheit auf, die man nicht wegwischen kann. Aber es braucht, so glaube ich, das nötige Alter und einen eigenen Schatz an Erfahrungen, um den Wert solcher Passagen zu sehen, statt sie achtlos weiterzuwischen.