Angenehm unaufgeregt
Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, dass das Leben noch mal so leicht werden könnte.
Die Kinder sind groß, der Alltag gehört wieder ihr allein. Zwischen Wochenenden im Grünen und kurzen Abstechern in die Stadt hat sie sich einen ruhigen Rhythmus geschaffen. Doch dieser Frieden bekommt erste Risse: Ihre Schwester bittet um Unterschlupf und zieht vorübergehend in ihre Stadtwohnung, während sie selbst draußen auf dem Land durchatmet. Und dann kündigt sich eine Veränderung an, winzig und doch bedeutsam: ein Zahn wackelt. Die Schmerzen, die er ihr bereitet, sind nicht nur körperlicher Art. Der Zahn lässt sie über die Vergänglichkeit und das Älterwerden nachdenken.
Als sie beim Einkaufen auf Friedrich trifft, einen Mann, den sie längst hinter sich glaubte, wird plötzlich alles komplizierter. Will sie sich wirklich noch einmal auf Nähe einlassen? Oder riskiert sie damit die Freiheit, die sie sich so mühsam erobert hat?
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Was mich an diesem Roman am meisten beeindruckt hat, ist diese leise, aber bestimmte Art, wie er erzählt. Keine völlige Eskalation, keine Spannung, die es nicht braucht. Stattdessen beobachtet Doris Knecht ganz genau, was in Menschen passiert, wenn sich das Leben langsam ändert. Und genau diese kleinen Verschiebungen treffen einen viel mehr als man denkt. Die Sprache ist schnörkellos, oft trocken und sehr direkt, fast so, als würde eine Freundin beim Telefonat erzählen, was gerade bei ihr los ist. Aber genau das macht die Geschichte so greifbar. Es fühlt sich an, als könnte das alles genauso passieren. Und obwohl vieles eher beiläufig erzählt wird, liegt unter jedem Satz etwas Tieferes. Diese Balance aus Humor und Zukunftsangst, das hat mich wirklich gekriegt. Es gibt Stellen, da musste ich lachen, obwohl eigentlich gar nichts Lustiges gesagt wird. Einfach, weil es so treffend ist. Und gleichzeitig tut es manchmal weh, wie gut man sich in den Gedanken der Ich-Erzählerin wiederfindet.
Was für mich aber wirklich heraussticht, ist das soziale Geflecht im Hintergrund. Das Dorf auf dem Land ist nicht nur Kulisse, es ist ein Ort der Gemeinschaft. Da, wo andere Bücher gern den Rückzug ins Idyll romantisieren, zeigt Knecht, wie viel Unterstützung, Nähe und echtes Miteinander dort möglich ist. Einfach, weil man sich kennt. Und das ist so wohltuend, gerade in einer Zeit, in der viele nichtmal ihre direkten Nachbarn kennen.
Besonders schön fand ich auch, dass die Frauen in diesem Buch, nicht nur die Erzählerin, sondern auch ihre Schwestern, wachsen. Sie verändern sich, sie ringen mit sich selbst, sie treffen Entscheidungen. Nichts davon wird überhöht, es passiert einfach. Und genau deshalb wirkt es so echt. Am Ende steht nicht die große Liebe als Lösung aller Fragen, sondern ein Netz aus Beziehungen, das einen hält. Freundschaft. Familie. Wärme. Und das Gefühl, dass man nicht alles alleine tragen muss.
Doris Knecht schreibt über das Alter, das Loslassen, die Selbstzweifel und auch die Schönheit des Gewöhnlichen. Eine wirklich angenehme Lektüre.
Die Kinder sind groß, der Alltag gehört wieder ihr allein. Zwischen Wochenenden im Grünen und kurzen Abstechern in die Stadt hat sie sich einen ruhigen Rhythmus geschaffen. Doch dieser Frieden bekommt erste Risse: Ihre Schwester bittet um Unterschlupf und zieht vorübergehend in ihre Stadtwohnung, während sie selbst draußen auf dem Land durchatmet. Und dann kündigt sich eine Veränderung an, winzig und doch bedeutsam: ein Zahn wackelt. Die Schmerzen, die er ihr bereitet, sind nicht nur körperlicher Art. Der Zahn lässt sie über die Vergänglichkeit und das Älterwerden nachdenken.
Als sie beim Einkaufen auf Friedrich trifft, einen Mann, den sie längst hinter sich glaubte, wird plötzlich alles komplizierter. Will sie sich wirklich noch einmal auf Nähe einlassen? Oder riskiert sie damit die Freiheit, die sie sich so mühsam erobert hat?
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Was mich an diesem Roman am meisten beeindruckt hat, ist diese leise, aber bestimmte Art, wie er erzählt. Keine völlige Eskalation, keine Spannung, die es nicht braucht. Stattdessen beobachtet Doris Knecht ganz genau, was in Menschen passiert, wenn sich das Leben langsam ändert. Und genau diese kleinen Verschiebungen treffen einen viel mehr als man denkt. Die Sprache ist schnörkellos, oft trocken und sehr direkt, fast so, als würde eine Freundin beim Telefonat erzählen, was gerade bei ihr los ist. Aber genau das macht die Geschichte so greifbar. Es fühlt sich an, als könnte das alles genauso passieren. Und obwohl vieles eher beiläufig erzählt wird, liegt unter jedem Satz etwas Tieferes. Diese Balance aus Humor und Zukunftsangst, das hat mich wirklich gekriegt. Es gibt Stellen, da musste ich lachen, obwohl eigentlich gar nichts Lustiges gesagt wird. Einfach, weil es so treffend ist. Und gleichzeitig tut es manchmal weh, wie gut man sich in den Gedanken der Ich-Erzählerin wiederfindet.
Was für mich aber wirklich heraussticht, ist das soziale Geflecht im Hintergrund. Das Dorf auf dem Land ist nicht nur Kulisse, es ist ein Ort der Gemeinschaft. Da, wo andere Bücher gern den Rückzug ins Idyll romantisieren, zeigt Knecht, wie viel Unterstützung, Nähe und echtes Miteinander dort möglich ist. Einfach, weil man sich kennt. Und das ist so wohltuend, gerade in einer Zeit, in der viele nichtmal ihre direkten Nachbarn kennen.
Besonders schön fand ich auch, dass die Frauen in diesem Buch, nicht nur die Erzählerin, sondern auch ihre Schwestern, wachsen. Sie verändern sich, sie ringen mit sich selbst, sie treffen Entscheidungen. Nichts davon wird überhöht, es passiert einfach. Und genau deshalb wirkt es so echt. Am Ende steht nicht die große Liebe als Lösung aller Fragen, sondern ein Netz aus Beziehungen, das einen hält. Freundschaft. Familie. Wärme. Und das Gefühl, dass man nicht alles alleine tragen muss.
Doris Knecht schreibt über das Alter, das Loslassen, die Selbstzweifel und auch die Schönheit des Gewöhnlichen. Eine wirklich angenehme Lektüre.