Ein Ja zum Buch
Doris Knecht knüpft mit ihrem neuesten Roman an ihren vorangegangenen an („Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“). Zwar ist er eine Art Fortsetzung, in sich aber völlig selbständig und gut ohne Kenntnisse des früheren Werkes lesbar. Die Ich-Erzählerin, bei der offen bleibt, ob sie identisch mit Doris Knecht ist, erzählt Weiteres aus ihrem Leben. Sie ist jetzt Ende fünfzig und hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben als Single (der sich vor zehn Jahren vom langjährigen Lebenspartner getrennt hat), Mutter eines erwachsenen Zwillingspaares, Autorin, umgeben mit einer Schar guter Freunde und Hund, mit zwei Wohnsitzen in der Stadt (Wien) und auf dem Land. Erst das zufällige Zusammentreffen mit ihrem Freund von vor etwa zwei Jahrzehnten konfrontiert sie mit der Frage, ob sie doch noch einmal bereit ist, ihr gutes Leben mit einem Mann zu teilen. Immer wieder geht sie hierzu Gedankenspiele durch, die interessant zu lesen sind. Mich fasziniert vor allem die gute Beobachtungsgabe und Lebensklugheit, mit denen die Protagonistin Alltägliches, aber auch lebenswichtige Aspekte wie das Älterwerden, Krankheit, Freundschaft reflektiert – Themen, die jeden Leser auch betreffen können. Dass sie dabei ihren Reflexionen freien Lauf lässt und nicht unbedingte Ordnung herrscht, tut dem Ganzen keinen Abbruch.