Für alle Frauen über 50 und die, die es werden wollen!
Für alle Frauen über 50 und die, die es werden wollen!
Sehr gut unterhalten von Doris Knechts Midlife-Crisis-Roman über eine Frau, die sich vielleicht nochmal traut, vielleicht aber auch nicht.
„Es ist nicht so, dass mir meine Endlichkeit nicht bewusst ist. Ich werde sterben, ich weiß das, das Leben, das vor mir liegt, ist kürzer, vielleicht sehr viel kürzer als das Leben, das ich schon gelebt habe.“
Ein Zahn ist nicht mehr zu retten. Die Sache mit den schlechten Zähnen hat schon Thomas Mann Kopfzerbrechen und Stoff für seine Bücher bereitet. Doris Knechts Protagonistin sieht sich beim Älterwerden zu. Die Risse in der Wand ihres Hauses, das marode Dach - der Verfall ist überall. Der Spaß aber auch.
Ihre Protagonistin, eine Schriftstellerin Mitte 50, „eine privilegierte weiße Frau“ in Österreich mit Krankenversicherung „und unbegrenztem Zugang zu Käsetoast“, denkt über ihr Leben nach. Sie schreibt einen Roman, dem man beim Entstehen zusieht. Zwischendurch erklärt sie, welche Figur nach dem Willen der Lektorin die Geschichte verlassen sollte, und verweigert sich.
„Ich versuche der Verlegerin zu erklären, was ich an Jonny mag, dass ich genau das etwas Blasse an ihm mag. Er stellt keine Raumforderung. […] Er will nicht geliebt werden, und er nervt nicht mit Verliebtheit und den immer damit verknüpften Erwartungen, aus denen dann Ansprüche werden.“
Denn eigentlich hat die Protagonistin und Ich-Erzählerin mit den Paar-Beziehungen abgeschlossen. Die Kinder sind aus dem Haus, deren Vater längst über alle Berge. Es gibt die große Familie, Freundinnen. Und dann kommt da einer, der schon mal wichtig war.
„Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hinwollte: an den Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe.“ Das kann böse enden, das weiß sie. Der stellt nämlich im Gegensatz zum blassen Jonny schon Raumforderungen. Ob die Protagonistin das will, bleibt lange unklar. Schließlich quatscht er so viel, vor allem von sich selbst und kultiviert auf dem elterlichen Weingut Naturwein, den sie gar nicht mag. Zum Schreien: die Vorbereitungen, die sie trifft, für den Fall, dass er eventuell zu Besuch kommt. Die romantische Liebe werde zu hoch gehängt, meint sie, und beweist scheinbar immer wieder das Gegenteil.
Es geht ums Älterwerden, Konflikte mit der Familie, die Nachbarschaft, das Nicht-mehr Gesehen-Werden als ältere und alleinstehende Frau, die Freuden des Alleinseins und vor allem um Freundschaft. Das alles sehr humorvoll und mit Selbstironie beschrieben. Oft zum Wiedererkennen. Am Schluss für meinen Geschmack zu sehr mit dem Willen zum glücklichen Ende. Sei‘s drum. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen, viel geschmunzelt und dazu „Sprudel“ getrunken.
Vielleicht sollte ich demnächst mal wieder zum Zahnarzt gehen.
Sehr gut unterhalten von Doris Knechts Midlife-Crisis-Roman über eine Frau, die sich vielleicht nochmal traut, vielleicht aber auch nicht.
„Es ist nicht so, dass mir meine Endlichkeit nicht bewusst ist. Ich werde sterben, ich weiß das, das Leben, das vor mir liegt, ist kürzer, vielleicht sehr viel kürzer als das Leben, das ich schon gelebt habe.“
Ein Zahn ist nicht mehr zu retten. Die Sache mit den schlechten Zähnen hat schon Thomas Mann Kopfzerbrechen und Stoff für seine Bücher bereitet. Doris Knechts Protagonistin sieht sich beim Älterwerden zu. Die Risse in der Wand ihres Hauses, das marode Dach - der Verfall ist überall. Der Spaß aber auch.
Ihre Protagonistin, eine Schriftstellerin Mitte 50, „eine privilegierte weiße Frau“ in Österreich mit Krankenversicherung „und unbegrenztem Zugang zu Käsetoast“, denkt über ihr Leben nach. Sie schreibt einen Roman, dem man beim Entstehen zusieht. Zwischendurch erklärt sie, welche Figur nach dem Willen der Lektorin die Geschichte verlassen sollte, und verweigert sich.
„Ich versuche der Verlegerin zu erklären, was ich an Jonny mag, dass ich genau das etwas Blasse an ihm mag. Er stellt keine Raumforderung. […] Er will nicht geliebt werden, und er nervt nicht mit Verliebtheit und den immer damit verknüpften Erwartungen, aus denen dann Ansprüche werden.“
Denn eigentlich hat die Protagonistin und Ich-Erzählerin mit den Paar-Beziehungen abgeschlossen. Die Kinder sind aus dem Haus, deren Vater längst über alle Berge. Es gibt die große Familie, Freundinnen. Und dann kommt da einer, der schon mal wichtig war.
„Am nächsten Morgen wache ich auf und finde mich plötzlich wieder an diesem inneren Ort, an den ich nie wieder hinwollte: an den Ort, wo ich die Nachricht eines Mannes erhoffe.“ Das kann böse enden, das weiß sie. Der stellt nämlich im Gegensatz zum blassen Jonny schon Raumforderungen. Ob die Protagonistin das will, bleibt lange unklar. Schließlich quatscht er so viel, vor allem von sich selbst und kultiviert auf dem elterlichen Weingut Naturwein, den sie gar nicht mag. Zum Schreien: die Vorbereitungen, die sie trifft, für den Fall, dass er eventuell zu Besuch kommt. Die romantische Liebe werde zu hoch gehängt, meint sie, und beweist scheinbar immer wieder das Gegenteil.
Es geht ums Älterwerden, Konflikte mit der Familie, die Nachbarschaft, das Nicht-mehr Gesehen-Werden als ältere und alleinstehende Frau, die Freuden des Alleinseins und vor allem um Freundschaft. Das alles sehr humorvoll und mit Selbstironie beschrieben. Oft zum Wiedererkennen. Am Schluss für meinen Geschmack zu sehr mit dem Willen zum glücklichen Ende. Sei‘s drum. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen, viel geschmunzelt und dazu „Sprudel“ getrunken.
Vielleicht sollte ich demnächst mal wieder zum Zahnarzt gehen.