Selbstliebe und Selbstbestimmung auf die Eins!
"Ich glaube, dass die romantische Liebe schädlich für mich ist, nicht nur für mich, für die meisten Frauen, sie schwächt uns, sie gaukelt uns eine falsche Sicherheit vor, sie raubt uns unsere Freiheit und Unabhängigkeit." (S. 89)
Zum zweiten Mal lese ich einen Roman von Doris Knecht, bei dem ich direkt denke: "Ach, guck - die ist wie ich." Nicht bloß, weil die Protagonisten geschiedene Zwillingsmutter und ausgesprochenes Bachmann-Fangirl ist. Ebenso wie mir, kommt ihr die Erkenntnis, dass ihr Leben soeben einen Spurwechsel vornimmt, nach einem Zahnarztbesuch. Der körperliche Verfall hat eingesetzt und er wird sich nicht aufhalten lassen. Dabei steht die round-about Fünfzigjährige eigentlich sowas von stabil und selbstsicher mit beiden Beinen im Leben. Wie schön ist es bitte, wenn man zum Beispiel diesen ganzen Teenie-Verliebtheits-Quatsch nicht mehr mitmachen muss: auf Nachrichten von ihm warten; heulen, wenn keine Nachricht kommt; Frust, wenn das Falsche darin steht ... Doch dann begegnet sie plötzlich Friedrich wieder - nach 24 Jahren - am Kühlregal eines Supermarkts. Er hat inzwischen drei Kinder, Ferdinand, Fiona und Felicitas (Ernsthaft, Friedrich?!) und ist wieder Single. Ist das eine zweite Chance für das einstige Paar? Oder sollte sie sich diesen Gedanken am besten direkt verbieten? Hatte sie doch gerade erst festgestellt, das alles nicht mehr zu brauchen und auch gar nicht mehr zu wollen. Weil es so mühselig ist, jemanden zu finden, den man dann auch noch richtig kennenlernen muss. Aber was, wenn man eben jemanden trifft, den man schon kennt? In Nullkommanichts bist du wieder drin im Spiel namens "Es liegen keine neuen Nachrichten für Sie vor". Been there, done that: kein Bedarf!
Doris Knecht schreibt in "Ja, nein, vielleicht" so herrlich ehrlich und unangestrengt über das Alleinsein und Alleinleben und darüber, wie wir es mit dem Älterwerden vereinbaren wollen. Dabei sind einige Fragen unumgänglich: Wie kompromissbereit sind wir? Wie viel Freiheit sind wir bereit herzugeben? Wie weit reicht unsere Autonomie, bis wir um Hilfe bitten, und müssen wir mit dieser Hilfe zwangsläufig in einer Partnerschaft sein?
Letzteres muss mit einem klaren und deutlichen Nein beantwortet werden! Denn dieser Roman ist ein Plädoyer für die Freundschaft und alle Beziehungen außerhalb des Pärchen-Narrativs. Selbstliebe und Selbstbestimmung auf die Eins!
"Manchmal frage ich mich, ob ich nicht lieber allein wunderlich bin als in der Gesellschaft von Menschen, die mich nicht mehr verstehen." (S. 123) Antwort: Ja!
Zum zweiten Mal lese ich einen Roman von Doris Knecht, bei dem ich direkt denke: "Ach, guck - die ist wie ich." Nicht bloß, weil die Protagonisten geschiedene Zwillingsmutter und ausgesprochenes Bachmann-Fangirl ist. Ebenso wie mir, kommt ihr die Erkenntnis, dass ihr Leben soeben einen Spurwechsel vornimmt, nach einem Zahnarztbesuch. Der körperliche Verfall hat eingesetzt und er wird sich nicht aufhalten lassen. Dabei steht die round-about Fünfzigjährige eigentlich sowas von stabil und selbstsicher mit beiden Beinen im Leben. Wie schön ist es bitte, wenn man zum Beispiel diesen ganzen Teenie-Verliebtheits-Quatsch nicht mehr mitmachen muss: auf Nachrichten von ihm warten; heulen, wenn keine Nachricht kommt; Frust, wenn das Falsche darin steht ... Doch dann begegnet sie plötzlich Friedrich wieder - nach 24 Jahren - am Kühlregal eines Supermarkts. Er hat inzwischen drei Kinder, Ferdinand, Fiona und Felicitas (Ernsthaft, Friedrich?!) und ist wieder Single. Ist das eine zweite Chance für das einstige Paar? Oder sollte sie sich diesen Gedanken am besten direkt verbieten? Hatte sie doch gerade erst festgestellt, das alles nicht mehr zu brauchen und auch gar nicht mehr zu wollen. Weil es so mühselig ist, jemanden zu finden, den man dann auch noch richtig kennenlernen muss. Aber was, wenn man eben jemanden trifft, den man schon kennt? In Nullkommanichts bist du wieder drin im Spiel namens "Es liegen keine neuen Nachrichten für Sie vor". Been there, done that: kein Bedarf!
Doris Knecht schreibt in "Ja, nein, vielleicht" so herrlich ehrlich und unangestrengt über das Alleinsein und Alleinleben und darüber, wie wir es mit dem Älterwerden vereinbaren wollen. Dabei sind einige Fragen unumgänglich: Wie kompromissbereit sind wir? Wie viel Freiheit sind wir bereit herzugeben? Wie weit reicht unsere Autonomie, bis wir um Hilfe bitten, und müssen wir mit dieser Hilfe zwangsläufig in einer Partnerschaft sein?
Letzteres muss mit einem klaren und deutlichen Nein beantwortet werden! Denn dieser Roman ist ein Plädoyer für die Freundschaft und alle Beziehungen außerhalb des Pärchen-Narrativs. Selbstliebe und Selbstbestimmung auf die Eins!
"Manchmal frage ich mich, ob ich nicht lieber allein wunderlich bin als in der Gesellschaft von Menschen, die mich nicht mehr verstehen." (S. 123) Antwort: Ja!