Über Vergänglichkeit und nicht wiederkehrende Chancen
Beim ersten Hineinlesen in das neue Buch von Doris Knecht war ich sofort fasziniert von dem Thema Vergänglichkeit und Älter-Werden als Frau und davon, was für passende Bilder, die ich zum Teil aus meiner eigenen Lebenserfahrung kenne, die Autorin dafür findet. Der nicht mehr reparierbare Zahn als sichtbares Zeichen dessen, was nicht mehr umkehrbar ist im eigenen Leben. Oder der Moment, als der Ich-Erzählerin klar wurde, dass sie in diesem Leben wohl nicht mehr in einer Rockband spielen würde. All diese Momente der Erkenntnis und Reife, wenn einem bewusst wird, was man sich im Leben bisher aufgebaut hat, aber auch, welche Türen sich unwiederbringlich geschlossen haben - das ist eine Stimmung, die speziell im ersten Teil des Buches für mich sehr gut eingefangen wurde.
Die Ich-Erzählerin ist in der Mitte ihres Lebens angekommen. Die Kinder sind erwachsen, die Beziehung mit deren Vater hat nicht auf Dauer gehalten, nun ist sie schon seit zehn Jahren alleine und eigentlich ganz zufrieden damit. Sie verbringt ihr Leben zwischen einer Wiener Stadtwohnung und einem Haus am Land, ehemals das gemeinsame Wochenendhaus mit Mann und Kindern. Nun ist es für sie, gemeinsam mit ihrem Hund, ein Ort der Stille und Erholung geworden.
Als eine ihrer vier Schwestern - übrigens zwei Paare von Zwillingen - sie bittet, auf die unbestimmte Zeit einer nicht näher definierbaren Fortbildung in der Stadtwohnung der Ich-Erzählerin unterkommen zu dürfen, willigt diese ein; sie hat ja noch das Haus am Land und war in der Familiendynamik noch nie gut darin, eine Bitte abzulehnen. Ihre Schwester wird deutlich länger in der Wohnung bleiben als ursprünglich erwartet, und als die Ich-Erzählerin mal dort vorbeikommt, öffnet ihr ein unbekannter Mann und schlägt ihr die eigene Wohnungstür vor der Nase wieder zu. Also bleibt sie erst einmal - abgesehen von den häufigen Zahnarztterminen, die sich durch das ganze Buch ziehen - mit ihrem Hund in ihrem Haus am Land, wo sie zufällig Friedrich wiedertrifft. Friedrich, mit dem sie vor 25 Jahren als junge Frau eine kurze Affäre hatte, und der nun ebenfalls erwachsene Kinder hat und von seiner Frau getrennt lebt. Wird nun zwischen den beiden etwas beginnen?
Die Beantwortung dieser Frage ist einer der Handlungsstränge dieses Buches, aber aus meiner Sicht gar nicht der hauptsächliche (auch wenn es am Klappentext so wirkt). Über weite Teile des Buches, insbesondere in der Mitte und gegen Ende, folgen wir einfach den Reflexionen und Erkenntnissen der Autorin über die Mitte des Lebens und die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers. Waren die Zahnarztbesuche dafür am Anfang für mich noch eine interessante Metapher, so nützt sich dieses Bild für mich durch die Wiederholung im Buch zunehmend ab. Vielleicht ist es aber auch so, dass ich, als eine der vielen Menschen, die nicht gerne zum Zahnarzt gehen, nicht gerne so viel und so oft darüber lesen wollen? Vielleicht auch eine Erinnerung an meine eigene Vergänglichkeit, wer weiß?
Insgesamt ist es ein solides und interessant geschriebenes, schnell und leicht zu lesendes Buch mit so vielen nachdenklich machenden Metaphern über das Leben und seine Flüchtigkeit und mit einigem Humor. Zwischendrin gibt es aber auch Längen, bei denen ich mir mehr Handlung gewünscht hätte. Aber auch durchaus interessante Reflexionen darüber, wie sich die gesellschaftlichen Normen und der Zeitgeist seit der Jugend der Ich-Erzählerin geändert haben, was sich speziell in einem veränderten Verständnis dessen, was in der Annäherung zwischen Männern und Frauen okay ist (sichtbar geworden durch die MeToo-Bewegung), zeigt. Es ist jedenfalls ein stilles und ruhiges Buch, in dem nicht sehr viel passiert... auch eher wenig Charakterentwicklung der Ich-Erzählerin, die mir bis zum Ende gegenüber ihrer Herkunftsfamilie und gesellschaftlichen Konventionen etwas zu angepasst scheint. Als angenehme Sommerlektüre zwischendurch kann ich das Buch aber durchaus einer breiten Leserinnenschaft empfehlen.
Die Ich-Erzählerin ist in der Mitte ihres Lebens angekommen. Die Kinder sind erwachsen, die Beziehung mit deren Vater hat nicht auf Dauer gehalten, nun ist sie schon seit zehn Jahren alleine und eigentlich ganz zufrieden damit. Sie verbringt ihr Leben zwischen einer Wiener Stadtwohnung und einem Haus am Land, ehemals das gemeinsame Wochenendhaus mit Mann und Kindern. Nun ist es für sie, gemeinsam mit ihrem Hund, ein Ort der Stille und Erholung geworden.
Als eine ihrer vier Schwestern - übrigens zwei Paare von Zwillingen - sie bittet, auf die unbestimmte Zeit einer nicht näher definierbaren Fortbildung in der Stadtwohnung der Ich-Erzählerin unterkommen zu dürfen, willigt diese ein; sie hat ja noch das Haus am Land und war in der Familiendynamik noch nie gut darin, eine Bitte abzulehnen. Ihre Schwester wird deutlich länger in der Wohnung bleiben als ursprünglich erwartet, und als die Ich-Erzählerin mal dort vorbeikommt, öffnet ihr ein unbekannter Mann und schlägt ihr die eigene Wohnungstür vor der Nase wieder zu. Also bleibt sie erst einmal - abgesehen von den häufigen Zahnarztterminen, die sich durch das ganze Buch ziehen - mit ihrem Hund in ihrem Haus am Land, wo sie zufällig Friedrich wiedertrifft. Friedrich, mit dem sie vor 25 Jahren als junge Frau eine kurze Affäre hatte, und der nun ebenfalls erwachsene Kinder hat und von seiner Frau getrennt lebt. Wird nun zwischen den beiden etwas beginnen?
Die Beantwortung dieser Frage ist einer der Handlungsstränge dieses Buches, aber aus meiner Sicht gar nicht der hauptsächliche (auch wenn es am Klappentext so wirkt). Über weite Teile des Buches, insbesondere in der Mitte und gegen Ende, folgen wir einfach den Reflexionen und Erkenntnissen der Autorin über die Mitte des Lebens und die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers. Waren die Zahnarztbesuche dafür am Anfang für mich noch eine interessante Metapher, so nützt sich dieses Bild für mich durch die Wiederholung im Buch zunehmend ab. Vielleicht ist es aber auch so, dass ich, als eine der vielen Menschen, die nicht gerne zum Zahnarzt gehen, nicht gerne so viel und so oft darüber lesen wollen? Vielleicht auch eine Erinnerung an meine eigene Vergänglichkeit, wer weiß?
Insgesamt ist es ein solides und interessant geschriebenes, schnell und leicht zu lesendes Buch mit so vielen nachdenklich machenden Metaphern über das Leben und seine Flüchtigkeit und mit einigem Humor. Zwischendrin gibt es aber auch Längen, bei denen ich mir mehr Handlung gewünscht hätte. Aber auch durchaus interessante Reflexionen darüber, wie sich die gesellschaftlichen Normen und der Zeitgeist seit der Jugend der Ich-Erzählerin geändert haben, was sich speziell in einem veränderten Verständnis dessen, was in der Annäherung zwischen Männern und Frauen okay ist (sichtbar geworden durch die MeToo-Bewegung), zeigt. Es ist jedenfalls ein stilles und ruhiges Buch, in dem nicht sehr viel passiert... auch eher wenig Charakterentwicklung der Ich-Erzählerin, die mir bis zum Ende gegenüber ihrer Herkunftsfamilie und gesellschaftlichen Konventionen etwas zu angepasst scheint. Als angenehme Sommerlektüre zwischendurch kann ich das Buch aber durchaus einer breiten Leserinnenschaft empfehlen.