Unterhaltsame und kluge Reflexionen über das Leben als Frau

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Die namenlose Ich-Erzählerin ist in ihren 50ern und führt ein gutes, erfülltes Leben zwischen ihrer Stadtwohnung in Wien und einem kleinen Haus auf dem Land. Ihre Zwillinge sind ausgezogen, sie hat einen guten Freundeskreis und arbeitet als Autorin. Dann trifft sie ihren alten Bekannten Friedrich zufällig im Supermarkt. Soll sie ihre Zufriedenheit wirklich riskieren und sich nochmal auf einen Mann einlassen?

Dieses Buch war so eine Wohltat. Wie ein langes, gutes Gespräch mit einer Freundin, ehrlich, tröstlich und witzig. Die Erzählerin lässt uns tief in ihre Gedankenwelt eintauchen. Sie denkt über ihr Leben nach, erinnert sich an vergangene Beziehungen, plant die Hochzeit ihrer Freundin, sucht stundenlang im Internet nach passenden Socken, macht sich Sorgen um ihre Schwester. Sie resümiert über ihr ungesundes Beuteschema und toxische Ex-Partner, baut nebenbei Luftschlösser mit einem Mann, dem sie nach langen Jahren nur kurz im Supermarkt begegnet ist und schämt sich dafür. Sie beleuchtet das Dating– und Beziehungsverhalten vieler Frauen präzise: Wie man sich oft in Beziehungen anpasst oder gar verliert, wie man sich ständig mit den Augen der Datingperson sieht, wie man ständig an eine mögliche Zukunft denkt und dabei 500 Schritte zu weit voran prescht. Genauso treffend schreibt Doris Knecht über das Älter- und damit einhergehende Unsichtbarwerden, Freundschaften und Alleinerziehende. Das alles ist überhaupt nicht selbstmitleidig, sondern reflektiert und witzig.

„Ja, nein, vielleicht“ kommt ohne große Dramen aus, aber zeigt die kleinen, alltäglichen Sorgen, die uns beschäftigen. Ich fand das sehr überzeugend und habe gerne Zeit in dieser Welt und mit dieser Frau verbracht. Große Empfehlung.