Weibliche Blicke

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kaffeeelse Avatar

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Ja. Nein. Vielleicht. Das ist etwas, was ich kenne. Denn diese Fragen, die man sich manchmal stellt, auf die es eben nicht die vollkommene Antwort gibt. Wer kennt sie nicht? Dieses Vielleicht im Leben. Diese eventuelle Möglichkeit. Ein wiederkehrendes Thema. Und die Reaktion. Wie lautet sie?

Doris Knecht geht in ihrem Buch „Ja, Nein, Vielleicht“ dieser Situation nach. Sie erzählt ein Geschehen. Und ja dieses Erzählte fasziniert. Aber es liegt nicht nur eine Faszination im Erzählten. Viel stärker empfinde ich hier bei Doris Knecht diese Gedanken, die durch den Roman in mir hochschießen. Dieses Sinnieren. Schon bei dem Vorgänger „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ habe ich genau das geliebt.

Bei beiden Büchern gibt es eine Protagonistin, die ein Resümee zieht. Die an einem Punkt im Leben steht, wo schon viel hinter der Hauptfigur liegt. Aber auch noch einiges vor ihr. Wie geht’s weiter? Wo will frau hin? Was hat das Gestern mit frau gemacht? Und was kommt jetzt? Was darf kommen und was nicht?

Gerade Frauen in den mittleren Jahren werden durch diese Gemengelage sehr angesprochen. Denn in der Kraft der Reflexion liegen Möglichkeiten der Veränderung. Und gerade Bücher lösen da sehr viel. In mir. Und sicher auch in anderen Leserinnen.

Doris Knecht erschafft in diesen beiden Büchern eine interessante, eine faszinierende Welt, die verzaubert und beeindruckt, die mich wachhält, wenn ich eigentlich schlafen sollte, die mich auch irgendwie traurig macht, wenn diese Lesereise endet. Dennoch bin ich sehr glücklich diese beiden Bücher vor meinen Augen gehabt zu haben. Denn beide Bücher sind für mich wie eine gute Medizin, sie sind heilsam.

Die Vergangenheit. Was ist sie? Das Erlebte. Das Vergangene. Was ist wirklich vergangen? Geschlossene Türen. Lässt frau sie zu? Oder öffnet frau sie? Mit einem neuen Wissen, welches das Erlebte nun einmal mit sich bringt. Was braucht frau? Wieviel Einfluss braucht frau? Welche Sicherheiten? Wie sicher ist frau in ihrem sozialen Netz? Was bedeutet es allein zu stehen, nicht in einer Beziehung zu sein? Welche Vorteile gibt es, wenn frau selbstbestimmt ist, keine Rücksicht nehmen muss? Ist frau sicherer zu zweit? Oder passt etwa alles genauso wie es nun einmal ist?

Fragen, die die Protagonistin in dem Buch „Ja, Nein, Vielleicht“ umtreiben.

Und mit ihr gemeinsam auch die Leserschaft.

Die Gesellschaft, in der wir leben hat ihre Sichten. Dadurch, dass wir ein Teil der Gesellschaft sind, in der wir leben, übernehmen wir auch einige dieser Sichten. Bewusst und unbewusst. Und dadurch wird frau auch oft vor Fragen gestellt, die frau sich eigentlich nicht stellen möchte. Die Protagonistin durchlebt diese Fragen in ihrer selbstbestimmten Position. Und die Lesenden mit ihr. Ihre Reaktion auf diese Fragen erlebt man mit ihr. Und die ganz eigenen Gedanken dazu.

Ein wunderbares Buch, welches ich sehr gern empfehle! Doris Knecht wird mit diesem Buch eine Lieblingsautorin, ich möchte definitiv mehr von ihr. Gekauft habe ich einiges. Mal sehen, wann die Zeit dazu kommt. „Ja, Nein, Vielleicht“ liebe ich! Sehr!! ❤