Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte eines jungen Immigranten

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timphilipp Avatar

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Die Geschichte, die überwiegend in den 1990er Jahren angesiedelt ist, ist im Hinblick auf die behandelte Thematik auch heute 30 Jahre später sehr aktuell. An die Stelle des damaligen Gastarbeiterhintergrunds ist der heutige Migrationshintergrund getreten. Der Protagonist Željko ist Kind jugoslawischer, bildungsferner Gastarbeiter, die arbeiten, arbeiten, arbeiten um einen einfachen Lebensstandard zu haben. Von Kind an erkennt er, dass Bildung der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben im Wohlstand ist. Dank seiner Strebsamkeit schafft er Abitur und Studium. Dabei wird er von der wesentlich älteren Professorin Martha unterstützt, die er schon als 15jähriger als die Arbeitgeberin seiner putzenden Mutter kennenlernt und deren Welt so ganz anders ist als seine. Zwischen ihnen entspinnt sich über die Distanz eine Liebesbeziehung. Was Martha in ihm sieht, bleibt der eigenen Auslegung überlassen. Vielleicht ist es die verlorene Jugend. Auf jeden Fall ist ihre Beziehung sehr ungewöhnlich und deshalb interessant. Ein anderer wichtiger Wegbegleiter ist sein Literaturprofessor, der ebenfalls das Kind von Einwanderern ist. Ihm vertraut er, wird jedoch arglos von ihm ausgenutzt. Das eigentlich Wichtige, dass der Roman herausstellen will, ist, dass Željko zwischen seiner kroatischen Herkunft und seinem Leben in einem anderen Land hin und hergerissen ist und seine Identität verliert, was letztlich zur tiefen Depression führt. Erst als er alles verloren hat, erkennt er, was ihn selbst ausmacht. Beeindruckend ist, mit welcher Detailtreue der Autor die unterschiedlichen Leben von Immigranten und Deutschen vergleicht.
Das Buch erhält von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.