Kraftvoll und subtil zugleich

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bluesjj Avatar

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Was gibt es über dieses Buch noch zu sagen? Wurde nicht bereits alles gesagt? Ja, sollte man meinen. Und doch hat mich der Inhalt überrascht, obwohl ich in den vergangenen Monaten schon so viel darüber gelesen hatte und zu wissen glaubte, wohin die Reise inhaltlich geht. Ich bin ehrlich, ich hatte eine etwas andere Vorstellung. Dachte vor allem, der Fokus der Geschichte läge viel mehr auf der Beziehung zwischen Martha und Jimmy. Doch dem war nicht so. Dieser Aspekt ist eher so etwas wie ein hauchdünner roter Faden, der immer mal wieder hindurchblitzt und allem eine Richtung gibt. Die „Liebes“-Beziehung der beiden rückte dabei für mich fast völlig in den Hintergrund, wurde nur noch am Rande wahrgenommen, berührte mich nicht. Sie ist nur ein weiteres Beispiel für die Abhängigkeit des wissbegierigen Jimmy, der nach Personen sucht, zu denen er aufblicken kann. Die ihn in eine Welt einführen können, zu der er nicht gehört, nach der er sich aber so sehr sehnt.

Abhängigkeit, Verlorensein, Sehnsucht nach Ankommen, Leben am Rand der Gesellschaft, soziale und kulturelle Unterschiede, Aufstiegschancen, Integration, das Bedürfnis, etwas zur Gesellschaft beizusteuern… Mich beeindruckt an diesem Buch vor allem, wie Martin Kordić es schafft, all diese Themen auf authentische, kraftvolle und gleichzeitig sehr sanfte Art anzusprechen, sodass man manchmal gar nicht weiß, was man genau empfindet. Ist man auf eine gewisse Weise verzückt oder doch eher etwas fassungslos. Die Grenzen verschwimmen. Auf eine wunderbar unaufdringliche Art wird so viel gesagt, so viel auf den Punkt gebracht. Werden Probleme angesprochen, ohne den Finger zu erheben oder gar aufzuschreien. Sehr subtil. Und das wirkt nach.