Lesehighlight

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keke Avatar

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Zusammen mit seinen Eltern und seinen zwei Geschwistern lebt der 15 jährige Zeljko in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen.
Der Vater ist Bauarbeiter, die Mutter Putzfrau und beide versuchen, soviel zu verdienen, dass ihre Kinder einmal ein besseres Leben führen können, als sie selber.
Ein für ihn einschneidendes Erlebnis führt dazu, dass Zeljko einen Entschluss für sein weiteres Leben fasst: „Ich wollte einer werden, den man nicht herumschieben kann. Ich wollte einer werden mit Verstand.“
Kurz vor diesem Erlebnis lernte er auf der Geburtstagsfeier seiner Mutter Martha Gruber kennen. Zwischen ihr, der Professorin aus Heidelberg und Zeljko entwickelt sich langsam eine über viele Jahre dauernde (Liebes-)Beziehung.
Es ist Martha Gruber die dem jungen Zeljko die Türen zu einer Welt öffnet, die er so nicht kennt, in die er aber unbedingt eintreten und in der er auch bestehen möchte.
Aller Schwierigkeiten zum Trotz macht er daher Abitur und beginnt ein Studium in München.
Und wieder ist es Martha, die ihm durch eine Bürgschaft den Start ins Studium ermöglicht.
Neben der Beziehung zu Martha, die mit fortschreitender Zeit immer enger wird, entwickelte Zeljko eine Beziehung zu dem charismatischen Literaturprofessor Alex Donelli, der es geschickt schafft, Zeljko für seine Zwecke auszunutzen um ihn dann, als Zeljko in als Prüfer für seine Abschlussarbeit anmelden möchte, fallen zu lassen.
Eine harte Lektion für Zeljko, der es gleichwohl schafft, sein Studium zu Ende zu bringen.
Der erfolgreiche Abschluss des Studiums bringt Zeljko allerdings nicht den erhofften Start in ein vermeintlich besseres Leben und es beginnt eine Zeit in der er seine bisherige Zielstrebigkeit verliert, und auf der Suche nach sich selber und seinem Platz in Deutschland, dem Land in das seine Eltern einst eingewandert sind, ist.
Ich weiß nicht Recht, was mich dazu veranlasst hat, dieses Buch mit dem doch sehr schlichten Cover zu lesen, aber ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so berührt und zum Nachdenken angeregt hat.
Einerseits ist da diese ungewöhnliche, aber wunderschön poetisch erzählte Liebesgeschichte zwischen Zeljko und Martha, die für sich allein genommen das Lesen schon zu einem Genuss gemacht hat.
Auf der anderen Seite erzählt dieser Roman, der in Ich-Form aus der Sicht des Protagonisten Zeljko erzählt wird, mit einer Leichtigkeit die ihresgleichen sucht, gerade dadurch aber sehr eindringlich ist, von all den Schwierigkeiten, die Einwanderer haben, hier in unserem Land nicht nur Fuß zu fassen sondern sich auch zugehörig zu fühlen ohne gleichzeitig ihre eigene Identität zu verlieren.
Auf den Punkt gebracht wird dies alles, was im Roman teils nur am Rande, aber deshalb nicht weniger eindringlich angedeutet wird, in einem Artikel, den Zeljko für eine Vereinszeitung schreibt und dort abdruckt.
Es sind besonders diese zwei Seiten im Roman, die mich sehr betroffen gemacht haben.
Alles in allem ist „Jahre mit Martha“ bereits jetzt eines meiner absoluten Jahreshighlights und von mir daher eine absolute Leseempfehlung.