Auf der Suche nach Heimat

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petral. Avatar

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In Jahresringe" erzählt Andreas Wagner über das Leben , der aus Ostpreußen vertriebenen Leonore, ihres Sohnes Paul und dessen Kinder Jan und Sarah. Aufgeteilt ist das Buch in drei große Abschnitte und mir persönlich gefiel der erste Teil am besten.

Darin geht es hauptsächlich um Leonore, die kurz nach dem 2. Weltkrieg als junges Mädchen ganz alleine von Ostpreußen in Richtung Westen flüchtet und die schließlich in einem kleinen Ort zwischen Köln und Aachen landet. Hannes, ein Bäcker, der mit seiner Mutter zusammenlebt, hat Mitleid mit dem Mädchen und nimmt sie bei sich auf und gibt ihr Arbeit in seiner kleinen Familienbäckerei. Leonore wird in dem Ort nie ganz akzeptiert, sie ist immer nur "die Flüchtige". Trotzdem fühlt Leonore sich endlich Zuhause, wofür vor allem auch Hannes verantwortlich ist, der sie wie ein Familienmitglied behandelt und ihr Arbeit in seiner Bäckerei gibt. Wann immer sie Zeit findet, streift sie allerdings durch den Wald, dort fühlt sie sich frei und beschützt.

Im zweiten Teil des Buches ist Leonore eine erwachsene Frau und Mutter eines Sohnes ( die Beschreibung der Zeugung finde ich etwas skurril). Hier geht es vor allem um den Sohn. Sein Aufwachsen als uneheliches Kind einer Geflüchteten, seine Schulzeit, Freundschaften, später die Lehre. Und es geht darum, dass Leonore um ihre neue Heimat kämpfen muss, denn das ganze Dorf soll umgesiedelt werden und ihr geliebter Wald soll zerstört werden für den Braunkohletagebau.

Im dritten und letzten Teil ist Leonore eine alte Frau und Paul, ihr Sohn, hat inzwischen selbst Kinder. Das Dorf gibt es nicht mehr, die Familie wurde doch noch umgesiedelt- Und die beiden Geschwister werden zu Gegnern, denn während Jan einen der Bagger steuert, die den Wald vernichten sollen, kämpft seine Schwester Sarah auf der anderen Seite als Umweltaktivistin, die den Hambacher Forst retten wollen.

Mir hat "Jahresringe" gut gefallen. Besonders den ersten Teil, in dem es um die junge Leonore ging, fand ich sehr emotional. Ich hätte da eigentlich gerne noch weiter gelesen, denn im zweiten Teil waren dann leider schon einige Jahre vergangen, die mich schon sehr interessiert hätten. Trotzdem fand ich den zweiten Abschnitt, in dem dann Paul aufwuchs, noch sehr interessant.
Der dritte Teil war dann allerdings mit so vielen verschiedenen Themen vollgepackt, die dann immer nur kurz angeschnitten werden konnten, während für mich wichtige Teile ( wie zum Beispiel das Leben nach der Umsiedlung, Geburten der Kinder, ihr Aufwachsen) leider komplett fehlten. Deshalb konnte mich der letzte Teil leider nicht mehr so fesseln wie die ersten beiden.

Trotz dieser kleinen Schwächen gebe ich dem Buch 4 Sterne und würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.