Drei Generationen und was bedeutet "Heimat"?

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isabell Avatar

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In dem Roman "Jahresringe" von Andreas Wagner wird anhand des Lebens von Leonore Klimkeit und ihrer Familie erzählt, was Heimat vedeutet und das Ankommen in einer Gemeinschaft.
Dies geschieht in drei Zeitabschnitten, wobei der erste, die junge Leonore vom jungen Mädchen bis zur jungen Frau im Fokus hat, die nach ihrer Flucht aus Ostpreußen eine neue "Heimat" in einem Ort, in der Nähe des Hambacher Forsts findet. Der zweite Abschnitt schildert das Leben von Leonore als Frau mittleren Alters, wobei hier der Fokus der Story auf das Leben ihres Sohnes Pauls gelegt wird. Im dritten Abschnitt ist Leonore mittlerweile eine sehr alte Frau und ihre Enkel befinden sich auch schon im Arbeitsleben bzw. Studium.
In allen Zeiten wird auch immer wieder über den Wald berichtet - den Hambacher Forst, was mir jedoch erst im zweiten Abschnitt klar wurde und im dritten Abschnitt befinden wir uns mitten in der brisanten Aktualität.
Wald und Heimat können Menschen viel geben und nehmen, sie vereinen und sie trennen.
Mir gefällt es wie scheinbar zufällig der Autor Informationen einstreut, die erst später an Bedeutung gewinnen und auf einmal wird mir klar, es ist einerseits immer noch die Geschichte von Leonore, ihrem Sohn Paul und den Enkeln Jan und Sarah. Ich, als Leser, erfahre mehr über sie, als sie sich teilweise untereinander erzählen. Ich fühle mich in einzelnen Situationen immer wieder unterschiedlichen Personen nahe - manchmal dieser Familie aber auch Menschen aus ihrem Umfeld. Ich kann mich in viele gut einfühlen. Oft frage ich mich, wie würde es mir damit gehen, wie würde ich handeln? Die Vergangenheit beeinflusst die Gegenwart..... was kann ich in der Gegenwart tun, um die Zukunft zu beeinflussen?
Ich bin fasziniert von diesem Roman, der Vergangenheitsbewältigung betreibt, dem Begriff der Heimat Tiefe verleiht, Entscheidungen in Frage stellt, zum Nachdenken über sich selbst anregt.....und während die Folgen des Krieges in den Köpfen der Menschen noch existieren, Zukunft gestaltet und durch die Rodung des Hambacher Forstes wieder aktiv Lebensraum und Zukunft vernichtet.
Ein Roman, der bedächtigt daher kommt, doch sehr viele brisante Themen anspricht. Unbedingt selber lesen!