Ein hervorragend gelungenes Debüt - absolute Leseempfehlung!

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Vorab merke ich gerade, dass ich den Klappentext vor dem Lesen gar nicht gelesen habe. Besser so, denn irgendwie nimmt er schon zu viel vorweg. Damit wäre ich dann aber auch schon fertig mit negativer Kritik. Denn…
„Jahresringe“ entpuppte sich wirklich als Schatz! So oder so ein völlig gelungener Roman, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um Wagners Debüt handelt… Wow. Ich mochte so viel daran, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Die Geschichte über die vertriebene Leonore Klimheit, über Familie, Flucht, der Suche nach Heimat und und selbst berührt. Die kleinen und großen Zwischenmenschlichkeiten sind so authentisch beschrieben, dass es überhaupt nicht aufgesetzt wirkt. Auch der Schreibstil ist so flüssig, so nahbar, dass man völlig in die Geschichte eintaucht, das Dorf und seine Bewohner*innen irgendwie vor Augen hat. Vieles bleibt unausgesprochen und doch funktioniert die Geschichte, lässt Leerzeichen für die eigene Vorstellungskraft. So beinhaltet der Roman drei Teile, die zwar zeitlich weit auseinander liegen, aber dennoch völlig aneinander anknüpfen. Durch die Zeitsprünge ergeben sich spannende Twists. Auch hat das Buch dadurch eine angenehme Länge, an keiner Stelle zieht es sich.
Der Wald, der von großer Bedeutung für Leonore und letztlich auch ihre ganze Familie ist, ist ein Motiv, das sich durch die komplette Zeit zieht und dem Erzählten erst seinen Sinn gibt. Der Streit um den Hambcher Forst - der auch innerhalb Leonores Familie keinen Halt macht - besteht schon so lange und doch könnte ein Diskurs nicht aktueller sein.
Wirklich ein absolut gelungenes Debüt und von Herzen eine ganz klare Empfehlung.