Ein Überraschungsdebütroman!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sonnenschein2016 Avatar

Von

Die junge Leonore Klimkeit begegnet auf ihrer endlos langen Flucht aus Ostpreußen den Moppenbäcker Jean „Hannes „ Immenrath , der sich ihrer annimmt. Fortan lebt Leonore bei ihm und seiner Mutter Änne. Sie hilft ihm in der Backstube und beim Verkauf und wo sie sonst noch so gebraucht wird. Von den übrigen Dorfbewohnern wird sie gemieden und geschnitten und Leonore fragt sich sehr oft, was ist Heimat?

Die Antwort findet sie für sich in dem angrenzenden Wald, in dem sie sich frei und herrlich entspannt fühlt, Ruhe erfährt und somit neue Kraft tanken kann.
Schon bald wird Leonore schwanger und bekommt einen Sohn namens Paul.

Aber schon Jahre später ist diese neue Heimat schon wieder sehr bedroht, denn das Dorf soll den Braunkohleabbau weichen und umgesiedelt werden.
Und so kommt es, dass Paul Jahre später seine beiden Kinder in dem Neubaugebiet groß zieht.
Und diese beiden stehen sich viele Jahre später auf zwei verschiedenen Seiten wieder. Jan auf der einen Seite, der einen Schaufelradbagger steuert und Sarah die zu den Besetzern des Hambacher Forst gehört und für den Erhalt des Waldes erbittert kämpft.
Werden die beiden sich wieder annähern?


Meinung:

Durch die Maiglöckchen und den Titel bin ich auf dieses wundervolle Buch aufmerksam geworden.
Als ich den Klappentext zu dem Buch las, war mein Interesse zusätzlich mehr geweckt worden, da ich mir die Frage stellte, was es mit dem Titel, dem Maiglöckchen und der jungen Leonora auf sich hat.
( Warum das Maiglöckchen als Cover gewählt worden ist, erkennt der Leser im Verlauf der Geschichte )
Dennoch waren meine Erwartungen nicht so groß, wie die Neugierde, auf das Buch gewesen und ich musste hier relativ schnell erkennen, was für ein Potenzial in diesem Buch doch steckt.

Je weiter ich die Geschichte las umso tiefer bin ich in dieser abgetaucht und befand mich in einer tiefgründigen Geschichte wieder, die unter die Haut geht und die zudem noch ein sehr wichtiges Thema vereint, welches uns alle etwas angeht und lebensnotwendig für uns Menschen ist.
Der Wald!

In diesem Buch hat der Autor es gekonnt und beeindruckend verstanden ,den Leser auf einer Zeitreise mitzunehmen und diese gekonnt mit einer Zeit- und einer Familiengeschichte rund um den Hambacher Forst zu verbinden.

Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit Leonore und diese wird auf drei Zeitebenen, aus Sicht von drei Generationen gekonnt erzählt.
Eine spannende und tiefgründige Familiengeschichte wurde gekonnt in wahrhaftig passierten Zeitgeschehen eingearbeitet und großartig miteinander verknüpft, dass man nicht aufhören möchte, weiter in dieser abzutauchen.

Das lag zum einen auch an dem tollen flüssigen Schreibstil des Autors, dass die Personen und die örtliche Umgebung sofort greifbar wurden und man mit einer Leichtigkeit nur so durch die Seiten flog.

Gerade Leonores Szenen im Wald wirkten auf mich total magisch und mit mystischen Effekten. Hammer geschrieben.

Der Leser taucht tief in die Geschichte des Ortes Lich- Steinstraß ein, der tatsächlich dem Tagebau Hambach weichen musste. Der Wald, ringsherum, bekannt als Hambacher Forst, hat eine sehr beeindruckende Geschichte, die weit zurückliegt zu Zeiten von Kaiser Karl den Großen, der diesen den heiligen Arnold von Arnoldsweiler schenkte und der dieses wiederrum an die Gemeinden weiterverschenkte zur Bekämpfung der Armut.
Und dieser Wald, der früher Bürgewald hieß, umfasste früher einmal 4100 Hektar Wald. Heute sind nur noch ca 500 Hektar vorhanden. Ein Wahnsinn, was da abgerodet worden ist.


Und auch werden in dieser Geschichte alle Seiten perfekt durchleuchtet und dargestellt, dass der Leser, voll auf seine Kosten kommt. Das fängt bei den vertriebenen Menschen nach dem Krieg an, die Heimatlos auf der Suche sind, geht über die Menschen, die dem Braunkohleabbau weichen mussten und endet bei denjenigen, die für dieses Stückchen wertvollen Wald, auf die Barrikaden gegangen sind und die doch alle etwas miteinander verbindet.

Großartig gelungen. Besser geht es nicht.



Fazit:

Jahresringe ist ein absolut beeindruckender Debütroman der einem begeistert und auch nachdenklich zurücklässt. Ein Stück Zeitgeschichte die unter die Haut geht und perfekt verpackt worden ist.
5 Sterne!