Heimat finden

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"Jahresringe" ist ein Roman des Autoren Andreas Wagner, umfasst 254 Seiten und erscheint im Herbst 2020 im Droemer Verlag.
Der Roman dreht sich um die Figur Leonore Klimkeit, die mit 13 Jahren alleine aus ihrer ostpreußischen Heimat fliehen muss. Nach langer Flucht kommt das Mädchen in Lich-Steinstraß an und findet beim ortsansässigen Bäcker Hannes und dessen Mutter ein Dach über dem Kopf und eine Anstellung. So sehr Leonore sich aber auch berühmt, die Ablehnung der Dorfbewohner ihr gegenüber lässt niemals nach, wird sogar noch größer, als sie als Alleinstehende bei Kind bekommt. Hannes unterstützt die junge Mutter und überschreibt ihr die Bäckerei. Wer jetzt glaubt, dass nun alles in ruhige Bahnen kommt, wird – wie Leonore – enttäuscht, denn ein Tagebau beansprucht die neugewonnene Heimat und wieder verliert Leonore ihren Ankerpunkt.
Der Roman beschreibt den weiteren Verlauf der Geschichte von Leonore, ihres Sohnes Paul und ihrer Enkelkinder, umspannt somit drei Generationen. Er setzt sich dabei mit zwei wesentlichen Themen auseinander: Was ist Heimat und wie viel Verantwortungen haben wir gegenüber unserer Natur und den zukünftigen Generationen? Geschickt platziert der Autor seine Geschichte direkt neben dem Hambacher Forst und beschreibt einfühlsam aus der Innenperspektive heraus, was eine Zwangsumsiedlung wegen einem Tagebau mit den von ihr betroffenen Menschen macht. Dabei kehrt er keine Seite unter den Tisch, sondern gibt allen Beteiligten Raum in seinem Plot. So lässt er Leonores Enkelsohn Jan im Tagebau Arbeit finden, verankert Leonores Enkeltochter Sarah jedoch als Umweltaktivistin im Hambacher Forst.
Ein rundum gelungenes Buch, dass beiden Themen gerecht wird, seine Charaktere authentisch darstellt und dem ein spannender Plot zugrunde liegt. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.