Zu viel gewollt

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raschke64 Avatar

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Jahresringe beschreibt eine Familiengeschichte. Leonore wird als Kind mit dem Ende des 2. Weltkrieges aus Ostpreußen vertrieben. Sie findet in einem Dorf bei Aachen Aufnahme bei einem Bäcker. Doch zum Dorf wird sie nie gehören. Ihr Sohn Paul wird die Bäckerei verkaufen, als das Dorf wegen des Braunkohletagebaus aufgegeben wird. Die Enkel stehen sich feindlich gegenüber.

Anfangs hat mir das Buch richtig gut gefallen. Der Autor hat eine geraden, aber auch sehr eindrucksvollen Stil und vor allem die Geschichte von Leonore ist beeindruckend geschildert. Leider lässt das dann im Verlaufe des Buches nach. Die Geschichte wird mit großen Auslassungen erzählt, einige Taten erschienen mir nicht wirklich motiviert. Das Verlassen von Pauls Frau ... bis dahin schien die Ehe in Ordnung, doch dann plötzlich wirft sie alles hin? Die Ehe - Ja. Aber die Kinder? Dann wurde so ziemlich jedes Thema angerissen (Nazis, KZ, Naturschutz, Schwule ...) - aber eben nur angerissen und nicht mehr überzeugend. Da war zu viel gewollt. Letztendlich ist es das gute Recht des Autors, wie er Heimat für sich definiert und auf welche Seite er sich stellt. Aber die angeblich so seelenlose neue Siedlung für alles verantwortlich zu machen, ist wohl ein bißchen einfach udn einseitig. Im so seelenvollen alten Dorf wurde Leonore noch nach Jahren als Zugezogenen wie eine Aussätzige behandelt und gemieden, der etwas behinderte Junge schlecht behandelt. Für mich ist das auch keine Heimat.