Kein klassisches Kinderbuch im Mainstream-Sinne

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Als Mutter und begeisterte Leserin feinfühliger Kinderbücher bin ich Tamara Bachs „Jakob und Jelena“ mit einer gewissen Erwartung begegnet – und wurde überrascht: nicht von großen Wendungen oder witzigen Kapriolen, sondern von der stillen Kraft, die zwischen den Zeilen liegt.

Die Geschichte ist ruhig, beinahe unspektakulär. Jakob und Jelena – zwei Kinder, die sich kaum kennen – werden für ein Schulreferat zusammengespannt. Denn das Leben der beiden Kinder ist alles andere als einfach: Jelena fühlt sich allein, seit ihre beste Freundin nicht mehr da ist. Jakob kämpft mit Selbstzweifeln und fühlt sich unverstanden. Und dann ist da noch Lotte – eine Nebenfigur mit Tiefe, deren Schicksal mich als Erwachsene besonders bewegt hat. Was daraus entsteht, ist keine klassische Freundschaftsgeschichte, sondern ein leises Herantasten, geprägt von Unsicherheit, kleinen Gesten und echtem Interesse. Und genau das ist es, was das Buch so besonders macht.

Tamara Bach schreibt klar, bewusst reduziert und mit viel Raum für Gedanken. Ihre Sprache wirkt manchmal fast poetisch, obwohl die Sätze kurz sind. Dieses langsame Erzähltempo passt wunderbar zur inneren Entwicklung der Figuren – verlangt aber auch Geduld und Aufmerksamkeit, besonders bei jüngeren Leser*innen.

„Jakob und Jelena“ ist kein Buch, das laut schreit – es flüstert. Und wer genau hinhört, wird belohnt mit einer klugen, feinfühligen Geschichte über Annäherung, Anderssein und das Wagnis, jemanden kennenzulernen. Kein klassisches Kinderbuch im Mainstream-Sinne – aber ein wunderbarer Text für ruhige Stunden und Gespräche danach. Ideal für Kinder ab ca. 9 Jahren, die sich auch auf Zwischentöne einlassen können.