Die Abenteuer des ehemaligen Sklaven Jim

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miro76 Avatar

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Percival Everett wagt sich mutig an den Stoff von Huckleberry Finn. Doch diese Geschichte erzählt uns der Sklave Jim, der vor dem Verkauf flieht, um später seine Familie freizukaufen.

Jim ist ein schlauer Bursche und so lernen wir mit ihm die Sklavensprache kennen, denn die Weißen müssen sich unbedingt überlegen fühlen. Sie dürfen nicht wissen, dass die Sklaven einwandfreies Englisch sprechen. Da wollen sie sich lieber ein bisschen bemühen, das Genuschel zu verstehen, dass den Ohren der Weißen vorbehalten ist.

Jim kann außerdem lesen und schreiben, was auf keinen Fall jemand merken darf. Damit würde er sein Leben riskieren.

Auf seiner Flucht begleitet ihn der junge Huck, der ebenfalls geflohen ist. Er hat seinen Tod vorgetäuscht, um seinem gewalttätigen Vater zu entkommen. Das bringt den geflohenen Jim nur noch mehr in Gefahr, denn wer könnte verdächtiger sein, als ein entflohener Sklave.

Während bei Mark Twain die Reise auf dem Mississippi ein einziges großes Abenteuer ist, ist sie hier geprägt von Todesangst, Verstecken und Flucht. Mal spielt ihnen das Schicksal in die Hände, mal legt es ihnen Steine in den Weg.

Heftig fand ich, mit welcher Selbstverständlichkeit Weiße Besitzansprüche an einen Schwarzen stellen, der nur mit einem Jungen unterwegs ist. Und ebenfalls, wie selbstverständlich alle Weißen davon ausgehen, dass die Schwarzen dumm, schmutzig und nicht wertvoller als Vieh sind. Die Schrecken der Sklaverei werden hier eindringlich dargestellt und hallen lange nach. Vor allem die Zuchtfarm am Ende, gab mir schwer zu denken. Die Grausamkeit der Aufseher und Besitzer ist wirklich schwer zu ertragen und leider gibt es immer noch viele Menschen, die sich erhabener fühlen, weil ihre Haut heller ist, als die anderer Leute.

Mutig hat sich der Autor an diesen klassischen Stoff gewagt und hat einen modernen historischen Roman daraus gemacht. Es ist gleichsam ein Entwicklungsroman, denn aus dem Sklaven Jim, der immer schon etwas schlauer war, wird ein selbstbestimmter zorniger Mann namens James, der sich nicht mehr unterjochen lässt und von nun an seinen Weg beschreitet. Mir hat das Buch hervorragend gefallen und somit gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!