Die andere Seite der Medaille
Ich gebe zu, ich mache mir nicht immer und überall Gedanken über die Blickwinkel "alter Klassiker". Aber dieses Buch bringt mich wieder dazu, es öfter zu tun.
Percival Everett ist es gelungen, den Klassiker Huckleberry Finn von Mark Twain in ein ganz neues Licht zu stellen. Er verändert dabei aber nicht einfach die Perspektive der Geschichte (von Huckleberry Finn auf den Sklaven James), sondern nimmt seine Leser:innen mit auf James´ Seite, erzählt seine ganz eigene Geschichte. Und schon nach wenigen Seiten ist klar, wie einseitig und vorbelastet die Sicht früher war. Schnell fühlt man mit James, spürt seine Ängste. Schnell schämt man sich für die Taten völlig fremder Menschen aus früheren Zeiten.
Wer ist James? Wie betrachtet er „die Weißen“? Wie passt er sich an, um das schwere Schicksal für sich und seine Lieben erträglich zu machen?
Dem Autor gelingt es auf fantastische Weise sprachlich (oder vielmehr schriftlich) darzustellen, welche Doppelrolle James tagtäglich spielen muss. Er muss bspw. seine Sprache in Gegenwart Weißer verstellen, um dumm zu wirken (eine wahrlich schwere Aufgabe das schriftstellerisch umzusetzen, ohne James Würde zu verletzen, was ihm super gelungen ist). Und wie er selbst seinen Kindern beibringt, diese Rolle zu spielen, um zu überleben.
„Die Weißen erwarten, dass wir auf eine bestimmte Weise klingen, und es kann nur nützlich sein, sie nicht zu enttäuschen… Wenn sie sich unterlegen fühlen, haben nur wir darunter zu leiden. Oder vielleicht sollte ich sagen »wenn sie sich nicht überlegen fühlen«.“ (Zitat aus dem Buch)
Umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass auch heute noch viele PoC allein aufgrund ihrer Hautfarbe Opfer von Willkür, Schikane und Schlimmerem sind. Und dass sie ihren Kindern auch heute noch beibringen müssen, wie sie sich gegenüber Weißen und bspw. Cops verhalten sollen, um zu überleben.
So schwer das Thema ist, das der Autor hier serviert, so gekonnt setzt er es jedoch um. Das Buch liest sich wunderbar einfach und leicht. Mit gewitzten Situationen reichert der Autor die gesamte Geschichte an, lockert sie immer wieder auf. So wird es glücklicherweise keine rein düstere Geschichte über die Sklaverei, sondern eine Geschichte die stark zum Nachdenken anregt.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es nur jedem empfehlen. Für mich „ein neuer Klassiker“.
Percival Everett ist es gelungen, den Klassiker Huckleberry Finn von Mark Twain in ein ganz neues Licht zu stellen. Er verändert dabei aber nicht einfach die Perspektive der Geschichte (von Huckleberry Finn auf den Sklaven James), sondern nimmt seine Leser:innen mit auf James´ Seite, erzählt seine ganz eigene Geschichte. Und schon nach wenigen Seiten ist klar, wie einseitig und vorbelastet die Sicht früher war. Schnell fühlt man mit James, spürt seine Ängste. Schnell schämt man sich für die Taten völlig fremder Menschen aus früheren Zeiten.
Wer ist James? Wie betrachtet er „die Weißen“? Wie passt er sich an, um das schwere Schicksal für sich und seine Lieben erträglich zu machen?
Dem Autor gelingt es auf fantastische Weise sprachlich (oder vielmehr schriftlich) darzustellen, welche Doppelrolle James tagtäglich spielen muss. Er muss bspw. seine Sprache in Gegenwart Weißer verstellen, um dumm zu wirken (eine wahrlich schwere Aufgabe das schriftstellerisch umzusetzen, ohne James Würde zu verletzen, was ihm super gelungen ist). Und wie er selbst seinen Kindern beibringt, diese Rolle zu spielen, um zu überleben.
„Die Weißen erwarten, dass wir auf eine bestimmte Weise klingen, und es kann nur nützlich sein, sie nicht zu enttäuschen… Wenn sie sich unterlegen fühlen, haben nur wir darunter zu leiden. Oder vielleicht sollte ich sagen »wenn sie sich nicht überlegen fühlen«.“ (Zitat aus dem Buch)
Umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass auch heute noch viele PoC allein aufgrund ihrer Hautfarbe Opfer von Willkür, Schikane und Schlimmerem sind. Und dass sie ihren Kindern auch heute noch beibringen müssen, wie sie sich gegenüber Weißen und bspw. Cops verhalten sollen, um zu überleben.
So schwer das Thema ist, das der Autor hier serviert, so gekonnt setzt er es jedoch um. Das Buch liest sich wunderbar einfach und leicht. Mit gewitzten Situationen reichert der Autor die gesamte Geschichte an, lockert sie immer wieder auf. So wird es glücklicherweise keine rein düstere Geschichte über die Sklaverei, sondern eine Geschichte die stark zum Nachdenken anregt.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und kann es nur jedem empfehlen. Für mich „ein neuer Klassiker“.