Es bedarf nicht viele Worte, denn jeder Satz sitzt.

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janneke Avatar

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Was für eine bewegende Neuinterpretation. Percival Everett lehnt seinen neuen Roman „James“ an die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn an. Im Fokus der Geschichte steht James, der unter seinen Sklavennamen Jim in Hannibal, der Kleinstadt beim Mississippi bekannt ist. Die Abenteuer, die Jim erlebt, sind jedoch keine kindlichen Spiele und Reisen. Sie sind die brutale, ungerechte Realität eines Schwarzen Sklaven.

Everett zeichnet mit seiner prägnanten, einfachen Sprache ein Bild, das die facettenreichen Charaktere und ihre individuellen Persönlichkeiten hervorhebt und ebenso historische Ereignisse aufgreift, die das Leben der Schwarzen Menschen prägten. Der Autor schreibt dabei mit einer Selbstverständlichkeit über das Grauen und die Verbrechen an Sklaven, die die Ignoranz und Irrelevanz seitens der weißen Menschen verdeutlicht. Die Sklavensprache, im Deutschen fabelhaft übersetzt von Nikolaus Stingl, trägt ungemein zu der Diskrepanz und dem Machtgefälle zwischen Schwarzen und weißen bei.

Dieser Abenteuerroman der etwas anderen Art hat mich von Anfang an gefesselt und ich konnte mich kaum zwischen "Ich möchte unbedingt weiterlesen" und "Ich möchte nicht, dass es vorbei ist" entscheiden. Ich bin absolut begeistert von diesem starken, wortgewaltigen Roman, der trotz seiner simplen Sprache - oder grade deswegen, Bilder zeichnet, die noch lange im Kopf bleiben.