Packendes Plädoyer für die Freiheit und Gleichheit!

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thirteentwoseven Avatar

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Mit seinem Buch "James" hat mich Percival Everett gepackt. Nicht nur weil ich schon immer ein Fan von Mark Twains Tom Sawyer und Huckleberry Finn war und Everett diese tollen Südstaatenschmöker aus der Perspektive von Jim ergänzt und weiter spinnt, sondern auch weil Everett eine ganz neue, ernüchternde und zu tiefst erschütternde Seite aufzieht.

In James geht es nicht mehr um schaurigschöne Jungenabenteuer, sondern die knallharte und grausame Lebenswirklichkeit der damaligen Sklaven. Die Grausamkeit und die Arroganz der Weißen wird gnadenlos vorgeführt, so dass man sich fast schämen muss und fassunglos ist über das, was damals Wirklichkeit war.

Im Mittelpunkt steht der zunächst unbedarfte, aber kluge und auch für damalige Verhältnisse gebildete Sklave Jim, der vor seinem Herren flieht, weil er weiter verkauft werden soll. Die Flucht und das grausame Schicksal vieler seiner Leidensgenossen macht aus ihm einen knallharten Kämpfer für die Rechte der Schwarzen. Er wächst nicht nur über sich selbst hinaus, sondern verliert sich auch in Schmerz und Hass, überschreitet Grenzen und lässt sich hinreißen,.... mehr sei hier nicht verraten.

Fängt die Geschichte zunächst im Twainschen Stil an, entwickelt sie jedoch schon bald eine eigene Dynamik und man merkt, was hier beschrieben wird, ist kein Kinderspiel mehr und muss auch nicht gut ausgehen. Auch wenn, so viel sei verraten, Jim am Ende die Flucht gelingt und er zu James wird, trägt er doch so tiefe Wunden und Narben, dass man nicht von einem wirklichen Happy-End sprechen kann.

Kleine Kritikpunkte
Der Akzent und die Sprache von Jim und den anderen Farbigen, mit der sie den Weißen Einfalt vorgaukeln, liest sich manchmal beschwerlich. Ich musste mich erst dran gewöhnen.
Und im letzten Drittel des Buches geht mir manches etwas zu schnell. Z. B. was Jim seinem jungen Freund Huckleberry Finn offenbart, war für mich und sicher auch die meisten anderen Leser eine völlig unerwartete Überraschung. Auch der Wandel vom gutmütigen, ertragenden Sklaven Jim zum gewaltbereiten Kämpfer ist zwar schlüssig und mehr als nachvollziehbar, erfolgt aber zuletzt in rasantem Tempo. Beides hätte etwas eher eingeläutet oder breiter angelegt werden können Dem Buch selbst tun diese kleinen Kritikpunkte aber keinen Abbruch.

Fazit:
Die Geschichte von Jim/James geht einem nahe. Sie ist ein packendes Pläydoyer gegen Sklaverei und Unterdrückung. Ich habe sie mit Spannung und Erschütterung gelesen. Mein Fazit: Sehr lesenswert, nicht nur für Mark Twain-Fans. 5 Sterne.