Lames, ein besonderer Roman

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dicketilla Avatar

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Wer kennt sie nicht, die Abenteuer des Huckleberry Finn. Ein Roman, der bereits 1884 von Mark Twain in Großbritannien und Kanada veröffentlicht wurde, und 1890 auch Deutschland erreichte. Und jetzt, 2024 wagt sich Percival Everett in Anlehnung dieses großen literarischen Werks, an eine andere, neue Sicht. Diesmal steht James, ein Sklave, im Vordergrund. Er erzählt mit seinen Augen, und man merkt schnell, dass er nicht der dumme und gefügige Sklave ist, für den er gehalten wird. Ganz im Gegenteil. Er kann lesen und schreiben, und besitzt einen scharfen Verstand, was er geschickt vermag zu verbergen. Sogar seine Sprache passt er der gängigen Sklavensprache an, eine spezielle Ausprägung des Südstaatenenglischs. Er ist seiner Frau und seiner Tochter ein liebevoller Mann und Vater. Aber sie können nicht selbst über ihr Leben bestimmen.

Doch dann tritt dieser Schlüsselmoment ein, der sein Leben und das seiner Familie zerstört. Als er verkauft werden soll, flieht James, eigentlich Jim genannt, in die Sümpfe des Mississippi, und lebt fortan auf einer kleinen Insel. Der Junge Huck flieht ebenfalls vor seinem gewalttätigen Vater, und beide richten sich in einer Höhle auf der Insel ein. Huck sieht in Jim einen Freund, der ihm viel beibringt und beschützt. Doch es sollte nicht so friedlich bleiben, und so begegnen sie auf ihrer Flucht vielen Menschen, die ihnen gefährlich werden.

Ich mochte Jim und Huck von Anfang an. Jim besitzt einen außergewöhnlichen Sprachwitz und Intelligenz, was er für sich nutzen kann. Auch interessant zu lesen, was er eigentlich über die Weißen denkt, lässt es diese aber nicht spüren, sondern passt sich geschickt deren Regeln an. Everett schildert diesen unmenschlichen Umgang der Weißen mit ihren Sklaven.Diese Überheblichkeit über deren "Rasse" zu stehen. Wie sie skrupellos, unmenschlich behandelt werden. Es ist auch die Zeit des beginnenden Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten, in dem es um die Abschaffung der Sklaverei ging.

Für mich ist dieses Buch ein Meisterwerk, und ich bewundere Percival Everett dafür, dass er uns diesen besonderen Blickwinkel geboten hat. Als Leser ist von der ersten Seite an in die Handlung eingebunden und folgt ihr voller Hoffnung.