Lesenswert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
leasophia Avatar

Von

Percival Everett ist schwarzer Amerikaner und dementsprechend sind seine Romanthemen. Es geht immer um das Thema Rassismus und die damit einhergehende Ungerechtigkeit, die in den USA bis heute besteht, wenngleich auch in abgeschwächter Form.
In seinem neuen Roman James entführt uns Everett an das sich anbahnende Ende der Blütezeit der Sklaverei, als die Schwarzen ähnlich von Arbeitstieren behandelt wurden. Keinerlei Rechte, eine Ware, die man kaufen und verkaufen konnte.
Mit der Wahl von Präsident Lincoln zeichnete sich ab, dass die Zeit der Sklaverei zu Ende ging. Allein der Süden pochte noch auf seine Souveränität, die Sklaverei nicht abschaffen zu wollen. Die Situation ist bekannt, der amerikanische Bürgerkrieg folgte.
Kurz vor diesem Bürgerkrieg spielt der Roman.
James, ein Sklave soll nach New Orleans verkauft werden. James will nach Norden fliehen, in die sich anbahnende Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Das sind Weiße, die sich schwarze Schuhwichse ins Gesicht schmieren, um dann als Schwarze zur Belustigung für Weiße aufzutreten. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten.
James und sein jugendlicher weißen Freund hat sich Everett aus dem Buch von Mark Twains Huckleberry Finn ausgeliehen. Der wird dort der Huck genannt. Auch James ist eine Anleihe aus Huckleberry Finn, der dort Jim heißt. Auch die Geschichte selber mit all seinen Abenteuern und skurrilen Geschichten ist weitgehend dieselbe wie bei Twain. Nur, dass Everett seinem James eine Identität gibt, wo er bei Twain als eher als schlichtes Gemüt beschrieben wird. Sein zerhacktes und genuscheltes Englisch, wie es beispielsweise in alten Filmen verwendet wird, setzt James nur dann ein, wenn es darum geht, die Rassisten zu täuschen. Es ist zu gefährlich, den Weisen zu zeigen, dass man gebildet und intelligent ist.
Zu lesen ist dieser Roman auch ohne Kenntnisse über Mark Twains Huckleberry Finn. In einer Mischung von sehr eindrucksvollen Bildern und bedrückenden Handlungen, die an den Schwarzen vorgenommen wurden und die bis heute, in abgeschwächter Form, noch immer relevant sind, zeigt uns Everett den Schwachsinn des Rassismus auf. Aber es wäre nicht Everett, der absurde Situationen mit boshafter Ironie zu würzen vermag.