Warten, Warten und nochmal Warten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
constanze_pachner Avatar

Von

"Jim spielt den Dummen. Es wäre gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Black-face-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts 'James' ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an den Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt." (Klappentext)

'Huckleberry Finn' gehört zu einem meiner Lieblingsbücher aus der Kindheit, und tatsächlich gelingt dem Autor Percival Everett mit dieser Umdrehung der Welt ein beeindruckendes Gedankenexperiment. Zahlreiche Stellen haben mich zum Nachdenken gebracht und mich beeindruckt. Dennoch konnte mich der Roman nicht so berühren, wie es damals 'Huckleberry Finn' gemacht hat, und das hat nichts mit dem Schwarz - oder Weiß-Sein zu tun, sondern mit einer Authentizität, die in der Erfindung einer Fiktion und einer Schilderung liegt. Vielleicht sollte sich lieber jede/r seine eigene Geschichte fiktiv aus dem eigenen Kosmos holen, um etwas mitzuteilen und nicht Weltliteratur umdeutend aus dem Kontext reißen.

Dennoch konnte ich das ewige Warten eines Sklavenlebens bis in alle meine Fasern spüren, und es bleiben mir starke Sätze im Gedächtnis wie z.B:

"Ich muss ihr gleich morgen früh das Küchentuch zurückbringen. Solche Sachen merken sich die Weißen immer. Ich bin fest überzeugt, dass sie jeden Tag Zeit dafür einplanen, Küchentücher, Löffel, Tassen und dergleichen nachzuzählen." (15)